Montag, 07. Oktober 2024
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für Air Berlin ein!

Wöhrl reicht Komplett-Übernahme-Angebot
für Air Berlin ein!

airberlin Technik-Hangar

Bundeswirtschaftsministerin Brigutte Zypries hat schon verlauten lassen, das eine Einmischung des Staates im laufenden Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bei Air Berlin nicht angeraten ist, und setzt auf eine Lösung „durch die Wirtschaft“. Heute am wurde nun bekannt: die zur INTRO-Gruppe gehörende AURUM Project AG hat am Sonntag, den 10.09.2017 beim Sachwalter der Air Berlin Gruppe, Herrn Prof. Dr. Lucas Flöther von Flöther & Wissing Rechtsanwälte ihr Übernahmeangebot vorgelegt. Das Übernahmeangebot wurde auch mit gleichlautendem Schreiben an den Generalbevollmächtigten, Herrn Dr. Frank Kebekus von Kebekus & Zimmermann Rechtsanwälte vorab per Telefax eingereicht.

Hans Rudolf Wöhrl hat damit mit seinem Vorstoß zur Übernahme Ernst gemacht, und die in der Presse gestreuten Bemerkungen, seine Firmengruppe sei ausgestiegen entkräftet. Mit dem konkreten Übernahmeangebot wird nun auch deutlich warum Wöhrl eine geforderte Vertraulichkeitserklärung nicht unterschreiben konnte, weil die Ausarbeitung Übernahme Konzeptes nicht möglich gewesen wäre.

WÖHRL bietet bis zu 500 Mio. €

Das Übernahmeangebot der AURUM Project AG bezieht sich auf die gesamte Air Berlin Gruppe, wie sie zum 31. Dezember 2016 bestand (entsprechend dem Geschäftsbericht der Air Berlin). Der angebotene Kaufpreis wird in mehreren Tranchen bezahlt. Die erste Rate beträgt 50 Mio. € und ist am Übergabetag fällig. Dieser Betrag wurde von Investoren und der INTRO Gruppe aufgebracht und dem Sachwalter durch eine Bankbestätigung nachgewiesen.

Die weiteren Tranchen sind ergebnisabhängig und belaufen sich auf bis zu 450 Mio. €., sodass der Gesamtkaufpreis demnach bis zu 500 Mio. € betragen kann. Das Übernahmeangebot enthält eine besondere Würdigung der Airberlin-Mitarbeiter. Im Fall eines Weiterverkaufes wird den Mitarbeitern eine Gewinnbeteiligung von bis zu 100 Mio. € zugesichert.

Dies ist ein kluger taktischer Schachzug, der die Ernsthaftigkeit des Übernahmeangebotes unterstreicht und die Airberlin-Mitarbeiter zusammen hält. Die wochenlange Unsicherheit hat schon zu einer starken Verunsicherung geführt, und Teile des fliegenen Personals sind schon Angebote anderer Fluglinien unterbreitet worden, die zu einer Zerschlagung von airberlin führen könnten.

Einbindung anderer Fluggesellschaften wird mit angeboten

Lufthansa, Condor, TUI, Germania und Herrn Lauda wurden auch heute informiert, dass sie sich an diesem Angebot beteiligen können. Dieser Schritt ist notwendig, weil Teile der Airberlin-Flotte längst durch Mietverträge mit Lufthansa und TUI gebunden sind. Es ist sozusagen ein „Friedensangebot“, das den möglichen Schaden einer Zerschlagung abwenden, und partnerschaftliche Lösungen ermöglichen soll.

Übernahme auch in Allein-Regie möglich

Doch Wöhrl und seine AURUM / INTRO -Gruppe machen in dem Übernahmeangebot unmißverständlich klar:

„Kommt es zu keiner Beteiligung anderer Luftfahrtunternehmen sind AURUM / INTRO und deren Investoren in der Lage, die Sanierung von Air Berlin auch alleine zu wagen. Dass sie das können, wurde in der Vergangenheit wiederholt bewiesen.“

Hans Rudolf Wöhrl ist als Familienunternehmer mit hohem persönlichen Engagement dabei:

„Wir haben hart gearbeitet, um dieses Angebot unterbreiten zu können. Geholfen haben uns dabei nicht nur viele Fachleute sondern auch motivierende Kommentare und Ratschläge aus dem Kreis von Mitarbeitern, Passagieren und Geschäftspartnern der Air Berlin. Für mich geht es bei dem Versuch die Air Berlin zu erhalten, um sehr viel Herzblut. Wenn mir dies gelingen würde, dann wäre es das schönste Geschenk zu meinem 70. Geburtstag!“

Übernahmeangebot fünf Tage vor Ablauf der Bieterfrist eingereicht

Hans Rudolf Wöhrl hatte sofort nach Bekanntwerden der Insolvenz erklärt, dass er die Air Berlin Gruppe als Ganzes erhalten will.
Durch die Aussage des Verkehrsministers Alexaner Dobrindt zu einem früheren Zeitpunkt, dass man an einer starken deutschen Lösung interessiert sei, war Hans Rudolf Wöhrl überzeugt davon, auf breite politische Zustimmung für seinen Vorschlag zu stoßen.

Die Bereitschaft zur Partnerschaft mit anderen Airlines (insbesondere mit Lufthansa) wurde auch signalisiert, weil eine vollständige Übernahme der Air Berlin durch Lufthansaaus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich ist.

Wöhrl: „Leider wurde deswegen, seitens der Politik, voreilig eine Zerschlagung von Air Berlin als einzige Möglichkeit dargestellt!“

Hans Rudolf Wöhrl
Hans Rudolf Wöhrl – Foto: INTRO GmbH, Pressefoto

So sieht der Übernahmeplan aus

Hans Rudolf Wöhrl und seinem Team ist es gelungen, sehr unterschiedlichen Interessen im Konzept zusammenzuführen, und ein darauf abgestimmtes Angebot zu unterbreiten: „Jeder kann das bekommen, was er will und Air Berlin bleibt dennoch als Ganzes erhalten!“

Um eine erfolgreiche Sanierung möglich zu machen, steht das Angebot der AURUM Project AG unter dem Vorbehalt näher definierter Strukturierungen und Annahmen, die der Sachwalter bis zum Übergabetag (geplant 31. Oktober 2017) nachweisen kann. Dabei würde er vom AURUM / INTRO Team unterstützt werden.
Diese Einschränkung ist eine normale Sorgfalt bei Übernahme von Unternehmen aus Insolvenzen, weil sich der aktuelle Wert und Status praktisch täglich verändert. Zum Stichtag der Übernahme müssen daher alle Fakten und Kaufdetails geklärt werden.

Mit der signalisierten Kooperationsbereitschaft erklärt die AURUM / INTRO, Anteile an der AURUM Project AG sowohl an Investoren, als auch an strategische Partner abzugeben. Bei Fluggesellschaften gilt dies vor allen Dingen dann, wenn diese auch Flugzeuge chartern und entsprechende Auslastungsgarantien geben. Dies ist für alle Seiten vorteilhaft, weil Flugbetrieb und Auslastungen weitgehend sicher übernommen werden können. Auch bei Charterpartnern sorgt es für Ruhe im Geschäft, denn wenn Maschinen am Boden bleiben, haben auch die Charterer Ausfälle und müssen Ersatzmaschinen beschaffen.

Wöhrl weist aber ausdrücklich darauf hin, dass er mit AURUM – Angebot und dem inen Kapitalnachweis über 50 Mio. € auch ohne Partner eine Übernahme schultern kann.

Schon ab dem dem 1. November 2017 soll die Air Berlin nach Übernahme unter eigenem Namen wichtige innerdeutsche Verbindungen, sowie ein stabiles Angebot ex Berlin und ex Düsseldorf betreiben. Die übrigen Flugzeuge sollen inklusive Besatzung und Wartung (ACMI) an die Partner oder andere Airlines verchartert werden. Damit wäre ein weitgehend nahtloser Übergang möglich.

Wichtigster Vorteil: Air Berlin bliebe eine handlungsfähige Airline mit vollständiger Technik und Verwaltung!

Die Rstrukturierung soll durch erhebliche Einsparungen bei den Leasingraten, Zinsen und anderen Verpflichtungen erfolgen. Das sind Kostenstellen, die nur mit großer Erfahrung und Marktkenntnis gemeistert werden können. Und hier hat die AURUM / INTRO eine große Stärke. Schon mit dem Sommerprogramm 2018 soll die Air Berlin kostendeckend fliegen – ein Ziel das in den vergangenen Jahren vom Management verfehlt wurde, das aber vielen anderen Fluggesellschaften trotz schwieriger Marktbedingungen gelingt.

Verhandlungs- und Prüfungsbedarf

Im Übernahmeangebot gibt es natürlich auch Klärungsbedarf, der aber klar beschrieben ist:

„Es wird davon ausgegangen, dass diese Firma bald wieder wächst und demzufolge mindestens die heutige Anzahl von Mitarbeitern gebraucht werden würde. Da bisher eine Analyse der Personalkosten nicht möglich war, konnten auch keine Aussagen gemacht werden, ob und in welchem Umfange Veränderungen erforderlich sein würden. Daher beschränken sich die Aussagen zu diesem Thema auf zwei Zielvorgaben: Air Berlin muss in der Lage sein, die Flugzeuge im ACMI zu marktüblichen Stundensätzen anbieten zu können. Der Flugbetrieb darf keinen, über die europäischen Richtlinien hinausgehenden Einschränkungen unterworfen sein, welche die Wettbewerbsfähigkeit einschränken.“

Mit dem Übernahmeangebot tritt Hans Rudolf Wöhrl mit starken Argumenten und eine klugen Strategie an die Sachwalter im Insolvenzverfahren heran und tritt als „verhandlungsbereiter Weißer Ritter“ auf, die auch neues Vertrauenskapital aufbaut.