Samstag, 20. April 2024
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Abbiegeassistenten für alle schweren Lkw der Wasserbetriebe

Schwere LKW der Berliner Wasserbetriebe

Die Berliner Wasserbetriebe haben alle 88 schweren Lkw des Unternehmens mit einem Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen mit Abbiegeassistenzsystemen nachgerüstet. Damit sind Fahrzeuge der oberen Unfall-Risikogruppe für Fußgänger und Radfahrer ausgestattet. 150 kleinere und leichtere Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen Gewicht werden bis zum Jahresende nachgerüstet.

Risiko „toter Winkel“

Trotz zahlreicher Rückspiegel ist der „Tote Winkel“ bei vielen Lkw vor allem für Radfahrende ein Sicherheitsrisiko, weil die Spiegel nicht die komplette Fahrzeugseite erfassen. Elektronische Assistenten helfen, das zu ändern und erkennen Fußgänger sowie auch Radfahrer.

Um dieses Problem für ihre Lkw-Flotte zu lösen, haben die Wasserbetriebe beschlossen: Alle neuen schweren Lkw werden bereits mit entsprechenden Totwinkelassistenzsystemen ausgerüstet bestellt, Bestandsfahrzeuge werden nachgerüstet. Bei den leichteren Lastwagen wurde das Risiko anhand von Fahrzeuglänge und Aufbauten individuell ermittelt. Daraus ergab sich für 150 Fahrzeuge ein Nachrüstbedarf, der bis Weihnachten abgearbeitet wird.

Verschiedene Nachrüstsätze wurden gestestet

Techniker der Wasserbetriebe hatten seit 2018 verschiedene Nachrüstsätze im Berliner Praxistest. Danach fiel die Entscheidung auf zwei unterschiedliche Systeme eines Herstellers, darunter eine 360 Grad-Kamera- und ein akustisches Warnsystem.

„Wir investieren rund 650.000 Euro in das Sicherheits-Plus unserer Lkw-Flotte“, so Jörg Simon, Vorstandschef der Wasserbetriebe, „legen allerdings großen Wert auf die Feststellung dass kein technisches System die Aufmerksamkeit der fahrenden Kollegen ersetzt.“ Deshalb habe es zusätzliche Schulungen gegeben.

LKW der Berliner Wasserbetriebe
Abbiegeassistenz-System im Fahrerhaus – Foto: Berliner Wasserbetriebe

Wirtschaftssenatorin sieht die Wasserbetriebe als Vorbild für die Wirtschaft

„Die Berliner Wasserbetriebe nehmen ihre Vorbildrolle als öffentliches Unternehmen auch in diesem Bereich wahr“, erklärte Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und forderte auch private Unternehmen auf, nicht bis zur gesetzlichen Frist 2022 zu warten. Im März hatten sich die EU-Gesetzgeber vorläufig auf neue Regeln für mehr Sicherheit im Straßenverkehr geeinigt. Dazu gehört ein verpflichtender Einbau von Abbiegeassistenten in allen neuen Lkw und Bussen ab 2022. „Wir wollen den Radverkehr in Berlin als umweltfreundlichen Weg aus dem Verkehrsinfarkt deutlich ausbauen“, so Pop. „Dazu muss er sicherer werden.“

Keine 100%-Sicherheit bei schnellen Radfahrenden und eScootern

Die Abbiegeassistenten erweitern den Sichtbereich des Fahrers neben dem Fahrzeug. Er kann nun sehen und entscheiden, wann der Abbiegevorgang eingeleitet und losgefahren wird. Doch schnelle Radfahrende und Nutzer von eScootern, die erst in den Sichtbereich des Abbiege-Assistenten einfahren, wenn der Lkw schon angefahren ist, sollten besser bremsen! Denn der Lkw-Fahrer benötigt eine Reaktionszeit, um erneut zu stoppen. Abbiegeassistenten verbessern die Sicherheit – aber nur, wenn alle Verkehrsteilnehmenden und Zweiradfahrenden sich auch überlegt und defensiv verhalten.

m/s