Der Polizeibericht vom 29.10.2019 mit der Überschrift „Mann antisemitisch beleidigt“ wirkt verharmlosend, weil der Tathergang nur als antisemitische Attacke bezeichnet werden kann:
„Antisemitisch beleidigt wurde gestern Nachmittag ein Mann in Karow. Kurz vor 15 Uhr war der 70-Jährige auf der Busonistraße am Ballonplatz spazieren, als er dabei von einem anderen unbekannten Mann antisemitisch beleidigt wurde. Als sich der Beleidigte verbal zur Wehr setzte, griff ihn der Beleidiger an, schlug auf ihn ein und verletzte ihn an Kopf und Kinn. Bei dem Versuch sich gegen die Schläge zu wehren, verlor der Verletzte sein Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Erst eine vorübereilende Passantin veranlasste den Angreifer dazu, von dem 70-Jährigen abzulassen und zu flüchten. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt.“
Der Vorfall ist ein schwerer Anschlag auf die Pankower Stadtgesellschaft, in der insbesondere auch Vetrauen und Geborgenheitsgefühl verloren gehen, und ältere Menschen und vor allem jüdische Minderheiten ihr alltägliche Sicherheit verlieren.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat die antisemitische Attacke noch am gestrigen nachmittag in Karow verurteilt:
„Ich verurteile den neuerlichen antisemitischen Angriff auf den Straßen Berlins auf das Schärfste. Es darf nicht sein, dass am hellichten Tag ein Spaziergänger antisemitisch beleidigt und dann geschlagen wird, wenn er sich verbal zur Wehr setzt. Das sind Geschehnisse, die in unserer Stadt angesichts unserer Geschichte einfach nicht passieren dürfen und die niemals zur Normalität werden dürfen. Dank sage ich der Passantin, die Mut und Zivilcourage bewiesen hat, dazwischen gegangen ist und damit den Angreifer vertrieben hat. Dennoch ist der Vorfall ein Geschehen, für das ich mich einmal mehr schäme.“
Das Täterumfeld in Karow sollte den Täter auffordern, sich zeitnah bei der Polizei zu stellen. Zeugen des Vorfalls ( und ähnlicher Vorfälle ) sollten ihre Handyfotos der Polizei Berlin übermitteln.