Samstag, 07. Dezember 2024
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Bauzaun-Dauerausstellung in der Ossietzkystraße

Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße

Die Ossietzkystraße in Alt-Pankow ist eine Visitenkarte des Bezirks, führt sie doch auf die zwei Torhäuser der Schloßanlage Schönhausen zu, die Ziel von Touristen sind. Die Einkaufsstraße Breite Straße wird hier mit einem mittelständischen Händlermix ergänzt. Ein schöner Kiez, könnte man sagen, doch eine Baustelle stört seit langer Zeit. Die Gehwegzone vor dem neuen Wohnhaus Ossietzkystraße 11-15 ist noch immer nicht fertig gestellt. Eine Bauzaun-Dauerausstellung verärgert Anlieger, Mieter und Gewerbetreibende im zweiten Jahr.

Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße
Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße im Januar 2016

Im Erdgeschoß sind das Wüstenrot-Servicezentrum, ein Wein- und Spezialitätenhändler, Steuerberater und Rechtsanwalts-Praxen angesiedelt. Der Investor erzielt nun schon im zweiten Jahr Mieteinnahmen, stellt sich aber bei den Gesamerschließungskosten noch quer. Im letzten Jahr konnte man in der Baustelle den Weizen blühen sehen.

Ungeahnte Bauhindernisse

Eigentlich hätte es glatt und schnell gehen können, doch im Einheitstaumel verlegte Telefonleitungen sind auf falschen Geländeniveau verlegt worden. Zu hoch, um einen stabilen Pflasterunterbau zu schaffen, denn auch zwei massive Feuerwehrzufahrtflächen zum Anleitern mussten geschaffen werden. Die Haus & Capital Wirtschafts- und Finanzierungsberatungs GmbH hatte alles schön geplant, doch bauliche Umstände im öffentlichen Straßenland verhinderten eine Komplettinstandsetzung.

Immerhin: eine Gehwegpflasterung unmittelbar vor der Fassadenkante erlaubte Zugang und Durchgang für Fußgänger, und ein wirklich schön angelegtes Pflanzbeet sorgt für angenehme Blüh-Effekte und Ziergrün.

Doch zwischen Beet und Bordsteinkante steht immer noch ein Bauzaun, aufgerissene Flächen, herumliegender Bauabfall und Reste von Baumaterialien bieten einen unschönen Anblick.

Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße
Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße: 200 Meter – 2 Jahre Bauzeit?

Schreibkram und Verwaltungshandeln

Die Anlieger und Gewerbetreibenden haben sich natürlich beschwert. Es gab viel Kommunikation und Schreibkram zwischen „betroffenen Bürgern“ und der Verwaltung. Stefan Heinemeyer vom „Gourmet & Flair“ wurde die Startphase regelrecht vergällt, denn der zu schmale Fußweg und der durchgängige Bauzaun behindert die Laufkundschaft. Auch wechselt niemand gern die Straßenseite, um einen langen Bauzaun zu umlaufen.
Das Bezirksamt hat auch geprüft und reagiert, Stadtrat Jens-Holger Kirchner wurde auch schon vor Monaten involviert. Doch die Tieferlegung einer TELEKOM-Leitung dauert. Eine Ersatzvornahme wäre zwar gerichtlich durchsetzbar, aber das Leitungsmonopol der TELEKOM verhindert eine Drittbeauftragung. Es mußte also gewartet werden. Und tatsächlich wurden auch im Herbst endlich die Leitungen tiefergelegt.
Auch die beiden zwingend nach Bauordnung erforderlichen Feuerwehrzufahrten wurden im Herbst neu mit Großsteinpflaster hergestellt. Sie sind eigentlich nur Aufstelllächen, um im Falle eines Brandes den Leiterwagen aufstellen zu können.

Eigentlich hätte es bis zum Weihnachtsfest fertig werden können – aber der Bauzaun ist noch immer da, die Gehwegpflasterung ist unvollendet. Yorck-Alexander Mayer, Bezirksleiter bei Wüstenrot, gab zu verstehen, dass man sich in Alt-Pankow stiefmütterlich behandelt sieht: „In Prenzlauer Berg wäre das Pflaster nach vier Wochen wieder fertiggestellt!“ und gab damit einem in Alt-Pankow verbreiteten Gefühl Ausdruck.

Doch unmittelbar an der Ecke Wolfshagener Straße wurde die Bürgersteigfläche schon provisorisch befestigt.

Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße
Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße: Feuerwehrfläche schon fertig!

Baustadtrat im Planungsstau

Das Bezirksamt Pankow war nicht untätig. Der Unterstreifen neben dem Bordstein wurde provisorisch hergerichtet und mit einer Kaltasphaltdeckschicht als Radweg versehen.

Zwischenzeitlich hat das Tiefbauamt auch die alten gestapelten Gehwegplatten abtransportiert. Einige wurden wohl auch nachts heimlich per „Klau-Fix“ von fleissigen Heimwerkern abtransportiert.

Nun kann die offene Gehwegfläche auch nicht mehr einfach mit Altmaterial hergestellt werden. Stattdessen muss neues Pflastermaterial beschafft und eingesetzt werden. Das ist ganz sicher kein Nachteil, will man doch keine Provisorien schaffen.

Doch hinter der Kulisse scheint es noch Streit um die Kosten zu geben, denn der Bauherr ist nicht bereit die Gesamtkosten zu tragen. Obendrein muss auch der provisorische Asphaltstreifen wieder beseitigt und entsorgt werden, mit nicht unerheblichen Mehrkosten.

Auf Nachfrage beim Baustadtrat wurde mitgeteilt, „…, dass es einen feststehenden Termin für den Baubeginn zur o.g. Gehwegerneuerung bisher noch nicht gibt.“ – Doch es gibt Hoffnung: „In der allgemeinen Terminplanung ist ein Baubeginn für Ende April/Mai diesen Jahres verankert.“ – Leider ist es ungewisse Hoffnung: „Allerdings muss zuvor noch das Leistungsverzeichnis erstellt, die Leistung ausgeschrieben und vergeben werden, sodass diese Terminplanung doch anspruchsvoll ist.“

Anlieger und Bauexperten wundern sich

Der neuerliche Planungsstau erscheint jedoch als ein bischen seltsam, denn Gehweg- und Pflasterarbeiten sind keine komplizierte Angelegenheit. Für den Fall der Fälle kann man diese Arbeiten auch auf Vorrat als „Zeitvertragsarbeiten“ ausschreiben. Zudem würde ein Ingenieurbüronur etwa 1-2 Tage benötigen, um einen neuen Text mit Aussschreibung zu verfassen. Eine beschränkte
Ausschreibung dauert maximal 3-6 Wochen.

2 Jahren nach Fertigstellung des Bauvorhabens „Ossietzky 11“ hätte ein Leistungsverzeichnis längst auf dem neuesten Stand sein können. So bleibt die Bauzaun-Ausstellung in der Ossietzkystraße uns wohl noch ein Weilchen erhalten.

Der schlimmste Nachteil ist ästhetischer Natur: eine musterhaft gelungene Architektur mit einem mustergültig gestalteten Pflanzbeet ist auch im Frühjahr noch immer nicht für eine „Postkarten-Fotografie“ nutzbar.

Sollten aber nochmals Löwenzahn, Mäusegerste und Weizen auf der Fläche blühen, gäbe es schöne Motive für Wahlkampf-Postkarten.

Bauzaun-Ausstellung Ossietzkystraße
Ossietzkystraße: Feuerwehrzufahrten fertig – Pflasterarbeiten unvollendet