/// Kommentar /// In wenigen Tagen soll das Berliner Abgeordnetenhaus eine stadthistorische Entscheidung fällen, die Berlins große Pläne für die Innen-Stadtentwicklung konterkariert und sehr langfristig in Frage stellt. Die einzige, wichtigste Grün- und Freiraumverbindung in der östlichen Innenstadt zwischen Prenzlauer Berg und Berlin Mitte soll zugepfropft werden. Eine Fläche, soll bebaut werden, die zugleich das wichtigste städtebauliche Potential für eine nachhhaltige Verkehrsplanung und für die Aufrechterhaltung des Fernbahn-Konzeptes für Berlin ist.
Es ist auch eine Freifläche, die die Sportstadt Berlin als Zukunftschance braucht – und als Fläche für eine erfolgreiche künftige Olympiabewerbung, wegen deren unmittelbarer Nähe zu einem der größten Sportparks mit Zweit-Liga-Stadion in der Berliner Innenstadt.
Flughafen-Bastler, Modulbau-Senator und Sportstadt-Frickler im Amt
Zwei fachfremde und berufsfremde Stadtentwicklungssenatoren Müller und Geisel bereiten bisher das kommende städtebauliche Desaster vor, das die Metropole und Sportstadt Berlin um die wohl wichtigste Zukunfts-Chance für künftige Olympiabewerbungen bringen wird.
Daneben agiert ein Innen- und Sportsenator Henkel, der einerseits viel Geld in einen inklusiven Jahn-Sportpark stecken will, und das Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadium für die Zweite Bundesliga umbauen lassen will. Dessen Meisterleistung: die Beauftragung einer Stuttgarter Sport-Consulting, die nach DFB-Stadionhandbuch plant, die aber nicht darüber informiert wird, dass es in nur 1.100 Metern Entfernung einen Fernbahnhof Gesundbrunnen gibt. Der DFB ist noch nicht einmal als Träger öffentlicher Belange auf die städtebauliche „Frickelei“ aufmerksam geworden. Auch das NOK und der Landessportbund liegen darüber noch immer im Tiefschlaf.
CDU und SPD sind im „Wohnungsbau-Wahn“ und zerstören eine städtebauliche Zukunftschance für die nachwachsende Generation. Viel schlimmer noch: sie winken möglicherweise einen fachlich völlig miserablen Plan durch, und sorgen für einen „städtebaulichen Mißstand“ zwischen zwei attraktiven Innenstadtbezirken.
DB AG als Hauptbetroffener eines unzulässigen B-Plan-Verfahrens
Nur noch DB AG kann als direkter Anlieger juristisch wirksam einschreiten, und die Olympia-Chance offen halten. Die deutsche Bahn AG muss jedoch schwerwiegende Fehler einräumen, denn sie hat sich in über 12 Jahren nicht als Träger „eigener Belange“ für die städtebauliche Chance am „Olympiabahnhof Gesundbrunnen“ eingesetzt, weil derartig „visionäre Ziele“ im Rahmen ihrer lokalen kleinteiligen Arbeitsteilung nicht die „Referenten-Schwelle“ überschreiten.
Die langen Verzögerungen bei der Fertigstellung des Fernbahnhofes Gesundbrunnen haben auch dazu beigetragen, diese wichtige Zukunftschance völlig zu übersehen.
Wenn der Bahn-Vorstand nun erkennt, dass hier eine grundlegende verkehrspolitische Weichenstellung unzulässigerweise in einem einfachen Vorhaben- und Erschließungsplan I 64 VE vorgenommen werden soll, könnte noch wirksam interveniert werden.
Die bisher einmalige Zahl an Rechtsverstößen gegen Baurecht, Planungsrecht, Verwaltungsverfahrensrecht in dem laufenden Verfahren gibt genug Ansatzpunkte, um das Planverfahren in letzter Minute zu stoppen, und Planaufstellung und Baugenehmigung für nichtig erklären zu lassen.
Die wachsende Stadt benötigt Visionen und städtebauliche Vorsorge
Die Metropole Berlin ist eine wachsende Stadt, eine Stadt die im Wachstum attraktiv bleiben muss – und zugleich im Wachstum auch neue Chancen und Zukunftschancen schaffen und offen halten muss.
Zu den Zukunftschancen zählt etwa auch die bessere Anbindung des nördlichen Umlandes von Berlin und die Stärkung des für Milliarden-Investitionen modernisierten Bahnverkehrs. Der Wiederaufbau der Fernbahngleise der Nordbahn über Frohnau von Gesundbrunnen nach Oranienburg ist ein wichtiger Schritt. Zur Zeit verkehrt auf dieser Trasse nur die S-Bahn. Sogar die Berliner IHK setzt sich für den Bau der Strecke ein, da sie dazu beitragen würde, den Nord-Süd-Verkehr zu beschleunigen.
Die Freiflächen-Vorsorge für eine zukünftige Olympiade, etwa in den Jahren nach 2024, ist nicht nur den heutigen Grundschülern und ihren Eltern geschuldet, die sich im Sport und Breitensport engagieren. Die „Hauptstadt der sitzenden Arbeit“ braucht auch Ausgleichsfunktionen, die Bewegung, Freiraum, weiten Blick auf Landschaft und Sonnenuntergänge und neue Mobilität abseits des Straßenverkehrs ermöglichen.
Urbanität und Mobilität gehören in einer attraktiven und wachsenden Metropole zusammen – bedingen sich sogar wechselseitig.
Wohnen und Arbeiten, Mobilität, Leben und Freizeitausgleich brauchen mehr, als nur „Wohnstrukturen“.
Die Berliner Abgeordneten der Regierungsparteien SPD und CDU sind in der Pflicht, auch städtebauliche Zukunftsvorsorge zu treffen.
Die Idee, die Berliner Flächennutzungsplanung auch als „Olympia-Vorratsplanung für Berlin“ zu verstehen, gehört dazu.
Olympia-Vorratsplanung – damit Berlin als wachsende Stadt auf Dauer attraktiv bleibt
Der Berliner S-Bahn-Ring ist an vier Kreuzungspunkten auch Regional- und Fernbahnring. Die wachsende Stadt muß künftig viel stärker auf den Bahnverkehr ausgerichtet werden, denn das Zeitalter der Verbrennungsmotoren und der individuellen KfZ geht zu Ende. Das auf über 100 Jahre Zukunft ausgelegte Bahnkonzept in Berlin muss als Grundstruktur und Infrastruktur der wachsenden Stadt zugänglich bleiben.
Olympiastadtion und Olympia-Sportpark, Jahn-Sportpark und Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion, Max-Schmeling-Halle, Velodrom und Schwimmhalle an der Landsberger Allee sorgen dafür, dass Berlin eine Olympiastadt im Wartestand bleibt.
Eine Olympia-Vorratsplanung am Eisenbahn-Ring ließe sich noch vervollständigen, etwa auf Höhe des Eis-Stadion-Neukölln an der Oderstraße, und am Westkreuz, in der Nähe von Messegelände und ICC.
Es wär zugleich ein wichtiges städtebauliches Motiv für eine „mitteleuropäische Sportmetropole“.
Appell an den Bahnvorstand und Aufsichtsrat der DB AG
Die Vorstände der Deutschen Bahn AG und der DB Mobility Logistics AG sollten sich die Planvorlage des Vorhaben- und Erschließungsplans I-64 VE auf den Tisch holen, und noch einmal alle Gesichtspunkte abwägen. Gegen Planentwurf und Baugenehmigung müssen per Eilantrag Rechtsmittel eingelegt werden.
Der Appell an Dr. Rüdiger Grube, Vorsitzender des Vorstands, Dr. Richard Lutz, Vorstand Finanzen und Controlling, Ronald Pofalla, Vorstand Wirtschaft, Recht und Regulierung, Dr. Volker Kefer, Vorstand Infrastruktur, Dienstleistungen und Technik:
„Schauen Sie auf diese Stadt und auf diesen Bebauungsplan-Entwurf!“
„Hat sich die DB AG womöglich auch durch fehlende Übersicht in die städtebaulichen Belange täuschen lassen?“
„Darf sich die DB AG durch derart kurzsichtige Planungen um wichtige Zukunftschancen im Bahnverkehr bringen lassen?“
„Hat es jemals sowiel städtebaulichen Unverstand in einer mitteleuropäischen Stadt gegeben, bei dem der Bahnverkehr unter die Räder kommt, und ein zentrales Zweit-Bundesliga-Stadion in der Innenstadt vom DB-Fernverkehr abgetrennt wird?
„Dürfen verantwortliche Stadtentwicklungspolitiker und Abgeordnete in der deutschen Hauptstadt eine wichtige Zukunftschance für die wachsende Metropole Berlin und auch für ganz Deutschland so verbauen?“
Weitere Informationen:
Olympiabahnhof Gesundbrunnen | 18.1.2015 | Michael Springer | Pankower Allgemeine Zeitung
Mauerpark: Städtebaulicher Langfristschaden | 7.8.2015 | Michael Springer | Pankower Allgemeine Zeitung