Über 58.000 Vögel wurden im Rahmen der NABU-Aktion „Stunde der Wintervögel“ am ersten Januarwochenende gezählt. Auch in diesem Jahr hat der Spatz, vor Kohlmeise, Amsel und Blaumeise wieder den ersten Platz belegt. Dies deutet darauf hin, dass es in Berlin noch immer über unverbaute Sandflächen verfügt, denn Spatzen mögen Sandbäder. Der bundesweite festgestellte Einbruch bei vielen Meisenarten spiegelt sich in Berlin nur abgeschwächt wider. Deutlichen Anstieg zeigten jedoch bestimmte Wintergast-Arten.
Dreißig Prozent mehr Teilnehmer an der Zählaktion
Vom 6. bis 8. Januar rief der NABU zum siebten Mal bundesweit alle Naturfreunde auf, im Rahmen der „Stunde der Wintervögel“ die Höchstzahl aller innerhalb einer Stunde anwesenden Vögel auf einer Fläche an den NABU zu melden. Trotz oder gerade wegen der schönen Winterwitterung mit Frost und Schnee war die Beteiligung der Berliner Vogelkieker in 2017 die bisher höchste: 2.515 Berlinerinnen und Berliner, 330 mehr als im Jahr zuvor, haben aus 1.590 Gärten 58.852 Vögel von 89 Arten gemeldet. „Das ist bei allen vier Zahlen der höchste Wert seit dem Beginn der „Stunde der Wintervögel“ in 2011“, freut sich Jens Scharon, Artenschutzreferent des NABU Berlin. Die Pankower Allgemeine Zeitung hatte auch erstmals das „Zähl-Widget“ der Aktion geschaltet.
Der Spatz ist die Berliner Nummer eins
Wie bei den vorangegangenen Vogelzählungen in Berlin war auch in 2017 der Haussperling oder Spatz die Nummer eins, gefolgt von Kohlmeise, Amsel, Blaumeise und Ringeltaube. Auch wenn in Berlin 2017 auffallend weniger Meisen gezählt wurden als in den Vorjahren, spiegelte sich der bundesweit abnehmende Trend der gezählten Wintervogelbestände in der Hauptstadt nicht wider. Als Ursache für den Rückgang der Meisen wird auf Grundlage verschiedener Monitoringprogramme u. a. der schlechte Bruterfolg in 2016 angesehen.
Besuch aus dem Norden
Wurden bundesweit in den Vorjahren im Schnitt 42 Vögel pro Garten gezählt, waren es 2017 nur 34. In Berlin blieb der Bestand mit 37 Vögeln pro Garten seit 2011, dem Beginn der Aktion, gleich. Keine der erfassten Arten in Berlin zeigt einen besorgniserregenden Rückgang gegenüber den Vorjahren. Dafür wurden mehrere Arten 2017 deutlich häufiger gezählt als zuvor. Dazu gehören die an Gewässer gebundenen Arten Stockente, Bläss- und Teichhuhn, Lachmöwe und Kormoran. Deren Zunahme ist jedoch nicht mit einer generellen Zunahme der Bestände sondern mit der Eisfreiheit der Gewässer am Zählwochenende zu begründen. Auch wurden von bestimmten Arten mehr Wintergäste aus dem nördlichen Europa, die bei uns nicht brüten, gemeldet. Dazu gehören Bergfinken und Birkenzeisige und der durch seine Federhaube, die gelben Federsäume und roten „Tröpfchen“ an einigen Armschwingen auffallende Seidenschwanz.
Langfristige Bestandsbeobachtungen
Der NABU Berlin bedankt sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Übermittlung der Ergebnisse. „Anhand längerer Datenreihen lassen sich – unabhängig von witterungsbedingten Ausnahme-Zahlen – langfristige Bestandstrends der Berliner Vogelarten ablesen. Auf dieser Grundlage lassen sich rechtzeitig Bestandsabnahmen erkennen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen einleiten“, erläutert Scharon.
Im Mai geht es weiter: Am Wochenende vom 12. bis 14. Mai lädt der NABU zur Zählung im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ ein, um die Datenreihe über die Berliner Brutvögel weiter zu führen.
Der NABU Berlin (Naturschutzbund Landesverband Berlin e.V.) ist ein Mitgliederverband. Über 13.000 Mitglieder unterstützen die Arbeit des NABU Berlin, viele von ihnen engagieren sich in zehn Bezirks- und neun Fachgruppen für den Erhalt der Natur und eine lebenswerte Umwelt.
Weitere Informationen:
„Stunde der Wintervögel 2017“ – 6.-8.1.2017 | 4.1.2017 | Pankower Allgemeine Zeitung