Hanami (jap. 花見, „Blüten betrachten“) ist die japanische Tradition, im Frühjahr mit Kirschblütenfesten“ die Schönheit der in Blüte stehenden Kirschbäume zu feiern. Während man in Japan noch bis etwa Ende März Anfang Mai warten muß, findet die Pankower Kirschblüte dieses Jahr schon kurz nach Weihnachten statt.
Das warme Dezemberwetter mit Temperaturen bis 15 Grad hat seine Wirkung getan, zusätzlich sind besondere mikroklimatische Bedingungen in der Norwegerstrasse südlich der Bösebrücke wirksam.
Hier verläuft ein Teil des Berliner Mauerweges, der unter der umgangssprachlich auch „Bornholmer Brücke“ genannten Bösebrücke hindurch führt. In der Norwegerstraße steht an der Westseite eine Doppelreihe der japanischen Zierkirschen (Prunus serrulata), die hier durch ein besondere Lage geschützt sind.
Die alte Grenzmauer zum Nordkreuz schützt die Bäume vor kühlen Winden, gleichzeitig scheint hier die Sonne ganz frei über das Bahngelände, und trifft überall auf bebaute Oberflächen, die sich schnell erwärmen.
Gleisanlagen, windgeschützte Norwegerstrasse und die nach Westen ausgerichteten Häuserfassaden bilden eine ideale Wärmefalle.
Wenige frostfreie Tage mit hohen Tagestemperaturen über 8-10 Grad genügen, um die japanischen Zierkirschen zum Blühen zu bringen.
Historische deutsch-japanische Spendenaktion
An dieser historischen Stelle war einmal die Grenze des Eisernen Vorhangs, die Berliner Mauer, die hier auch zuerst am 9.11.1989 geöffnet wurde.
Aus Freude über die deutsche Wiedervereinigung haben japanische Bürger traditionelle Kirschblüten-Bäume gespendet, die den Mauerweg alljährlich für etwa 10-14 Tage in ein Blütenmeer verwandeln.
Die Freude über das Ende der deutschen Teilung war für den japanischen Fernsehsender TV-Asahi 1990 Anlass in Japan zu einer großen Spendenaktion aufzurufen. Als Ausdruck der großen Anteilnahme der japanischen Bevölkerung an den Ereignissen der deutschen Wiedervereinigung und der freundschaftlichen Verbundenheit zwischen Japan und Deutschland wurde Geld für die Pflanzung Japanischer Kirschbäume (Sakura) in Deutschland gesammelt. Diese Zierkirschen sind in Japan sehr beliebt, sie sollen Frieden und Ruhe in die Herzen der Menschen bringen. TV-Asahi gründete für diese Kirschbaumaktion einen Spendenfond, der schließlich über 140 Millionen Yen ( ca. 1 Million Euro) beinhaltete. Die ersten Bäume fanden ihren Platz im November 1990 an einem symbolträchtigen Ort der Deutschen Teilung: der Glienicker Brücke.
Dank der zahlreichen Spenden konnten inzwischen statt rsprünglich 2.000 Bäumen über 10.000 Zierkirschen gepflanzt werden.
In Pankow sind auf dem ehemaligen Grenzstreifen an der Wollankstrasse Kirschbäume gepflanzt wordem. Weitere 215 Bäume stehen entlang der Bornholmer Straße und der Norwegerstrasse.
Am 9. November 2010 wurde durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin der „Platz des 9. November 1989“ an die Öffentlichkeit übergeben. An diesem denkwürdigen Ort wurden u.a. acht Kirschbäume aus den letzten verfügbaren Mitteln der Kampagne finanziert.
Die Pflanzungen in Berlin erfolgten mit großer Unterstützung der Grünflächenämter der jeweiligen Bezirke. Als Standorte wurden unter anderem Bereiche des ehemaligen Grenzstreifens, Parks, öffentliche Einrichtungen (Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhaus) und Friedhöfe ausgewählt.
Die Kirschblüte ist in Japan ein Symbol für die weibliche Schönheit und ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur!
Die mit dem Alter der Bäume zunehmende Blütenpracht soll sich nach dem Wunsch der Spender zu einem Symbol und ein Ausdruck der Freundschaft zwischen Japan und Deutschland entwickeln, und beide Länder und Kulturen einander näher bringen.
Die zweite Kirschblüte kommt Ende März 2014
Unmittelbar nördlich der Brückenwiderlager der Bösebrücke pfeift der Wind. Hier ist es merklich kälter, und wie mit dem Lineal gezogen gibt es eine unsichtbare Linie, von der aus nördlich alle Bäume noch blütenlos sind. Die Zierkirsche am neuen einmündenden barrierefreien Radweg ist gänzlich ohne Blüten. Und auch die zur Esplanade führende Zierkirschenallee ist gänzlich ohne Blüten.
Offensichtlich gibt es hier nördlich den Schlagschatten der Bösebrücke und eine weniger sonnige Exposition.
Die Zierkirschen haben zwar schon Knospen, aber wenn es demnächst Frost gibt, werden sie noch mit ihrer Blüte auf das Frühjahr warten lassen.
Weitere Information:
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Sakura Campaign