Samstag, 20. April 2024
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U-Bahn in Prenzlauer Berg

Der 36525.Tag:
U-Bahn in Prenzlauer Berg

Hochbahn Eberswalder Strasse - Foto: Bundesarchiv

Heute vor genau 100 Jahren wurde die Zugverkehr der Berliner Hoch- und Untergrundbahn vom Alexanderplatz zur Schönhauser Allee eröffnet. Die damals „Centrumslinie“ genannte U-Bahnlinie zwischen Wittenbergplatz und Alexanderplaltz wurde ab Alex erweitert bis zum Nordring (heute Bahnhof Schönhauser Allee).

Hochbahn Eberswalder Strasse - Foto: Bundesarchiv
Hochbahn Eberswalder Strasse 1984 - Foto: Bernd Settnik, ADN

Ein Teil der Strecke wurde zwischen Senefelderplatz und Nordring trotz erheblicher Proteste der Anwohner als Hochbahn ausgeführt.
Die alte Schönhauser Allee bot sich aufgrund ihrer großen Straßenbreite für eine kostensparend und schnell gebaute Hochbahn an.
Die Anwohnerproteste sind heute lange vergessen – die Hochbahn fügt sich heute in ein gewohntes Stadtbild der Schönhauser Allee ein – und viele Geschichten und Mythen ranken sich um die Hochbahnanlage, die von den Berlinern scherzhaft und durchaus liebevoll
als „Magistratsschirm“ bezeichnet wird.

Die Bahnhöfe trugen damals zum Teil noch andere Namen: Schönhauser Tor (heute: Rosa-Luxemburg-Pl.), Senefelderplatz, Danziger Straße (heute: Eberswalder Str.), Nordring (heute: Schönhauser Allee).
Auch technisch machten die Verkehrsbetriebe Berlin einen Sprung: erstmalig wurde auf dieser Strecke ein automatisches Signalsystem der Fa. Siemens verwendet, das die Betriebssicherheit der U-Bahn wesentlich verbessert.
3,278 km Streckenlänge kamen zur „Centrumslinie“ hinzu – die damit eine „Betriebs-Gesamtlänge von 26,381 km und eine Bauwerkslänge gesamt von 27,657 km – einschließlich der Abstellanlagen erreichte.

Reportage: der 36525.Tag
Aus Anlaß des 100-jährigen Bestehens der Hoch- und Untergrundbahn in Prenzlauer Berg unternimmt die Pankower Allgemeine Zeitung ein Experiment. Es werden vor Ort Stimmen, Stimmungen und Fotos gesammelt – die den heutigen Jubiläums-Tag einfangen.

LeserInnenaktion:

Was ist Ihre ganz persönliche Geschichte? Welche Erlebnisse verbinden Sie mit der Hoch- und Untergrundbahn in Prenzlauer Berg?
Was möchten Sie gern sagen – und was sagen Sie als Geschichte oder Bildunterschrift zu Ihrem Foto?
Schreiben Sie uns – und senden Sie Ihr Foto ein! Gern auch alte Fotos – gern auch alte Geschichten!

Die Veröffentlichung kann anonym – oder mit Mail-Adresse, Urhebervermerk und Link erfolgen!

Mail an: redaktion@pankower-allgemeine-zeitung.de

Artikel-Updates:
Es war der bisher heisseste Tag des Jahres und viel mehr Menschen als geplant, haben reagiert. Eine große Zahl Bilder und viele Informationen sind gesammelt worden. Die ganze Geschichte des Tages wird als mehrteiliger Artikel veröffentlicht.

START: Morgens um halb zehn an der Eberswalder Strasse

Der Tag wird heiß, der blaue Himmel und eine strahlende Sonne tauchen die Stadt in ein grelles Licht. Es ist seltsam ruhig zu dieser Zeit – fast unwirklich ruhig. Viele StadtbewohnerInnen haben offensichtlich den Weg ins Grüne und an das Wasser gewählt – und meiden die Innenstadt.

100-Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.7.2013
100-Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.7.2013 - Bahnhof Eberswalder Strasse

Ein überraschender Blick über die große Kreuzung in Richtung Kastanienallee zeigt eine fast menschenleere Szenerie. Eine seltsame Magie entsteht. Wo sind alle die vielen Menschen geblieben? Haben sie den 100. Jubiläumstag der Hoch- und U-Bahn einfach vergessen? Hätte die Straße festlich geschmückt sein sollen? Fehlte ein Straßenfest? Oder genügt das Stadtbild sich selbst?

100 Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.7.2013  Kreuzung Schönhauser/Danziger Str.
Menschenleer: Kreuzung Schönhauser/Danziger Straße morgens um halb zehn.

Ein dunkles charakteristisches Grummeln donnert die Schönhauser Allee herauf: eine U-Bahn beschleunigt vom U-Bahnhof Eberswalder Strasse und fährt zur Schönhauser Allee. Wie viele Menschen wachen an so einem Morgen mit diesem Geräusch auf? Auch in den Seitenstrassen ist es zu hören – wie zum Beispiel in der Buchholzer Strasse.

100 Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.7.2013
Grummeln in der Buchholzer Strasse um halb elf

Auf dem Weg zum Einkauf, der „Magistrasschirm spendet Schatten – die Schönhauser Allee belebt sich. Ein älterer Herr kreuzt auf seinem Fahrrad die Hochbahntrasse. Noch immer ahnt niemand die Bedeutung des Tages.

100 Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.8.2013
100 Jahre Hoch- und U-Bahn am 27.8.2013 : Auf dem Weg zum Einkauf

Langsam belebt sich die Schönhauser Allee, gegen 11:30 an der Kreuzung sind erste Touristen zu sehen. Zwei Männer warten mit ihrem Hund an der Ampel. Die Frage nach dem besonderen Ereignis bleibt unbeantwortet.
Plätzlich komment ein Fahrad und ein rotbeflaggtes Lastenfahrrad die Schönhauser Allee entlang. Es ist Wahlkampf – und Cansel Kiziltepe, SPD-Direktkandidatin für den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/ Prenzlauer Berg Ost und Klaus Mindrup, SPD-Landidat für Pankow kreuzen den Weg. Auf Nachfrage sind auch sie überrascht vom runden Jubiläumstag. „Am U-Bahnhof Eberswalder Strasse schläft der Prenzlauer Berg nie! meinte Klaus Mindrup – und entschwand mit seiner Kollegin zu seiner Volo-Tour zu Genossenschaftsprojekten.

100 Jahre Hoch- und U-Bahn in Prenzlauer Berg am 27.7.2013
Wahlkampfradler: Klaus Mindrup und Cansel Kiziltepe

Über 80 Jahre lang schon gibt es den Imbiß von Konnopke – also hier müsste doch etwas in Erfahrung zu bringen sein! „Wissen Sie davon, heute vor genau 100 Jahren wurde die U-Bahn-Linie vom Alexanderplatz zur Station Schönhauser Allee eröffnet? „Nein, davon wissen wir nichts!“ … Auch beim Traditions-Imbiss also Fehlanzeige. „Möchten Sie etwas zum Jubiläum sagen?“ „Nein, was soll ich dazu sagen …? Die Chefin ist nicht da!“

100 Jahre Hoch- und U-Bahn in Prenzlauer Berg am 27.7.2013
100 Jahre Hoch- und U-Bahn in Prenzlauer Berg: auch bei Konnopke weiß man nichts

Zwei muntere Damen mit großen Hüten erweckten die Neugier: „Wissen Sie vom heutigen 100-jährigen Jubiläum?“ – „Oh Sir, we are from england!“ – Nach einer kurzen Erklärung folgte der Satz des Tages „Did they forget the celebration – did they sleep in the tourist-office?“

100 Jahre Hoch- und U-Bahn in Prenzlauer Berg
Verwunderte Touristinnen aus England

Zwei Elektriker kreuzten den Weg, und wußten vom Jubiläum – die Berliner Zeitung hatte berichtet – und am Alex hat die BVG ein Info-Plakat angebracht.

100 Jahre Hoch- und U-Bahn in Prenzlauer Berg
Zwei Elektriker wußten Bescheid

Der vormittag verlief also leicht enttäuschend. „Vielleicht ist es besser erst einmal am Senefelder Platz anzufragen“ – und so ging die Forschungsreise weiter unten in der Schönhauser Allee weiter.

Teil 2: Fortsetzung folgt am 29.7.2013 – m/s

m/s