Von Michael Springer
Die sogenannte „Digitalisierung“ ist in Berlin weit fortgeschritten. Für alle Zielgruppen und identifizierten Bedürfnisse entstehen immer mehr Internet- und Sozial-Media-Angebote, die von Stiftungen, politischen Organisationen und über staatliche Förderschienen geschaffen und am Leben erhalten werden.
In dieser Vielfalt existiert kein Überblick, die Werbe-Industrie hat sich längst zurückgezogen und setzt auf Kundenbindung, Apps und In-App-Commerce. Der Euphemismus „Plattformökonomie“ bezeichnet eine Entwicklung, die in der Fragmentierung der ganzen Stadtgesellschaft endet.
Aus dem einstigen Modell der „offenen Gesellschaft“ und der „Creative City“ entwickelt sich beständig etwas Neues — und „Altes“ verschwindet in kleinen Newsgruppen, Zielgruppen und Fankreisen.
Aus freier Szene und eigentragfähigen Strukturen erwachsen „Agentur-Brauereien“, bei denen die künstlerischen Akteure zum abhängigen Produktionsmittel degenerieren — und in Medienkanälen und hinter „Brands“ und „Kulturmarken“ verschwinden.
Was nicht bedacht wird: Kultur und offene Gesellschaft und Kreativ- und Kulturwirtschaft basieren auf allgemeiner Sichtbarkeit, Freiheit, Individualität und „Open Access“ und betriebswirtschaftlich effektiven „Terms of Trade“ und kreativen marktwirtschaftlichen Medienökonomien
Mit der Pandemie sind zwei Trends in Gang gekommen, die die innere Logik der Kulturmetropole Berlin zerstören: Einbruch im Städtetourismus und die sog. „Cookiekalypse“:
- der Rückgang der Zahl der Städte-Touristen legt gnadenlos offfen, welche Medienangebote von der Stadtgesellschaft selbst noch nachgefragt werden.
- Datenschutz und „Cookiekalypse“ zerstören die tragende Werbefinanzierung von Lokalmedien.
- die Lesereichweiten für einzelne „News“ sinken in der Tendenz.
- Datenschutz und Internetregulierung zerstören lokale Tragfähigkeiten und eigenwirtschaftliche Werbefinanzierungen.
- Apps dekonstruieren auch die Pressefinanzierung und führen die „Zombifizierung“ der Lokalpresse herbei.
- staatliche Institutionen, Kommunalpolitiker und staatlich finanzierte Kuratoren und „Eventmarken“ stellen sich „vor Künstler & Kreative“ und verwandeln sie in „betreute Kulturschaffende“ und abhängige Mündel der Datenkonzerne.
- die bisher großzügige Werbefinanzierung wird auf Influencer und Social-Media-Kanäle und „in-App-Commerce“ umgelenkt.
- pressefreie Medien müssen sehen wie sie klarkommen, denn unter 250.000 Klicks pro Monat und 500.000 € Jahresumsatz funktioniert kein Anzeigensystem und auch kein Payment-System.
- EU-Datenschutzgrundverordnung und moderne Browser-Einstellungen mit ePrivacy, Adblocker-Technologien und Individualisierung der Einstellungen verursachen den Zusammenbruch des bisherigen Systems der Werbefinanzierung im Internet — die „Cookiekalypse“.
„Cookiekalypse“ & Demografie treffen Museen und Kulturthemen
Wie wirkt die „Cookiekalypse“ auf Museen und identitätsstiftende historische Themen? — Welche Themen geraten ins Abseits?
Die Kommerzialisierung der Museen, Schlösser und Gärten und die Einrichtung von Museumshops, Gastronomien und Eventorganisationen hat „Museen“ und andere Kulturorte in kommerzielle Einrichtungen verwandelt. Presse und Lokalpresse können hierzu nur noch tätig werden, wenn die kommerziellen Akteure und verbundene Interessenten selbst eine tragfähige Presse-Finanzierung sicher stellen. Buchverlage und Souvenir-Produzenten, die sich auf „in-App-Commerce“ konzentrieren, fallen auch aus dem gesicherten Interesse des Lokaljournalismus heraus.
Wichtige Zielgruppen des älteren kulturtragenden Publikums sind immer weniger in der Öffentlichkeit präsent, und werden mehr und mehr zu Medienkonsumenten von TV- und Streaming-Formaten.
Auch wichtige identitätsstiftende Themen, wie Gedenkstätten, Gedenktage und Fragen der deutschen Geschichte, jüdische Geschichte, zum Themen zum historischen Erbe und Kulturerbe stehen inzwischen ohne jegliche Kostendeckung oder interessierte Sponsoren und Förderer da.
Die Folgen sind absehbar: Museen, Schlösser und Gärten und kulturtragenden Institutionen müssen eigene, neue Wege gehen! — Im Zweifel ganz ohne lokale Pressearbeit! — Ohne tragende Zahlen im Städte- und Kulturtourismus droht in Berlin ein zerstörerischer Kulturwandel!
Mitten in der Ära der „stürmischen Digitalisierung“ könnten Museen zu „Mausoleen“ werden! — Kulturvermittlung beschränkt sich dann nur noch auf interessierte Kultur-Eliten.
Einfach: SmartCity.Machen: Berlin! — Das Mediennetzwerk Berlin wird in eine Citizenship-Media-Plattform verwandelt! — Kultur und freie kulturelle Entfaltung ist möglich, wenn sich Akteure, Autoren (w/m/) und Stakeholder selbst aktivieren und tragende Beiträge, Gastbeiträge, Rubriken und Medienformate entwickeln! — Das „Citizenship-Media-Konzept“ setzt selbstverantwortete Inhalte und tragende Kultur-Budgets für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturjournalismus voraus!
Mehr Informationen: info@anzeigio.de