/// Kommentar /// – Das zeitweilige Grillverbot im Mauerpark und die sommerlichen Hitzetage bewirken einen Klimawandel im Mauerpark: die Luft am Wochenende ist fast rauchfrei genießbar. Statt dichter Rauchschwaden, Grillgeruch und krebserregenden polyzklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) ist Großstadtluft zu spüren. Die Schadstoffe kleben nicht nur am Grillgut, sie werden auch über die Luft übertragen, und gehen bis unter die Haut, wie chinesische Forscher um Jia-Yong Lao von der Jinan University herausgefunden haben: Grillen geht auch unter die Haut!
Kiloweise wird an den Feuerstellen und mobilen Grillrosten Holzkohle verbrannt. Es entsteht nicht nur das Treibhausgas Kohlendioxid, auch Feinstaub und Ruß gelangen in die Luft, und in die Lungen spielender Kinder und der jeweils in Leeseite befindlichen Nachbarn und Anwohner. Große Mengen Getränkedosen und Plastikflaschen und Verpackungsmüll landen zusätzlich in Abfallbehältern.
Ein Kilogramm Rindfleisch erzeugt auf dem Weg zum Verbraucher 36 kg CO2 und sorgt für eine verheerende Klimabilanz. Für Grillfleisch wird übrigens auch indirekt Regenwald abgeholzt, denn Viehfutter wird auf riesigen Agrarflächen angebaut.
Noch immer ist Grillkohle im Handel, die auch aus Tropenholz gewonnen wurde, immerhin rund 45.000 Tonnen im Jahr 2017 (WWF-Marktanalyse 2018).
Aus dem familiären Grillgelage im Mauerpark wird so eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende planetare Angelegenheit.
Auf den Fridays for Future Demos war bisher noch kein Protestplakat gegen „Grillen im Mauerpark“ zu sehen. Offenbar ist es ein zu kleines Problem: es mögen pro Grilltag im Mauerpark nur ein paar Zentner Grillkohle in Kohlendioxid, Rauch, Feinstaub und Asche verwandelt werden.
Aber berlinweit ist es ein Thema, das längst auch im Luftreinhalteplan behandelt werden müsste.
Umweltfreundliche Alternativen sind gefragt! Elektrogrills und feste Grillstationen sind keine einfachen Alternativen. Und „Streetfoodaufachse“ in der Kulturbrauerei vermehrt noch die Abfallberge.
Einzig die asiatische Garküche im Wok oder auf der Pfanne, wie im Thaipark in Wilmersdorf, scheint eine maßvolle Alternative zu sein.
Bis eine Initiative „Grillfrei for Future“ im Mauerpark auf den Plan tritt, dürfte es noch eine Weile dauern.