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Müller: Bürger-King statt McKinsey-Meister!

Füreinander - Michael Müller

/// Kommentar /// – Die Flüchtlingskrise beginnt im Kopf! Sie überfordert das politische Denken, und unser politisch-gesellschaftliches System. Rechtssystem und alle Strukturen werden überfordert – Politiker und Heimbetreiber überfordern sich selbst, weil grundhaft falsche gesellschaftliche Lösungskonzepte des entwickelten Sozialstaates auf Menschen angewendet werden, die aus einer „ungleichzeitigen anderen Kultur“ stammen.

Füreinander - Michael Müller
Veröffentlicht am 15.03.2016
Michael Müller auf der Füreinander-Tour in Berlin – Foto: Screenshot YouTube

Politik und politische Führung agieren unter höchsten Handlungszwängen. Verwaltungen und zuständigen politischen Beamten fehlen die Fähigkeiten, die Krise als kreative Herausforderung anzunehmen, und nach „Out-of-the-Box“-Strategien zu denken. In der Not sucht die Politik nach externen Beratern, die aber selbst durch Vorgaben, Auftragsbedingungen und den Modus-Vivendi eiligster Beauftragung selbst strukturell befangen sind.

McKinsey und die Flüchtlinge in Berlin

Im heutigen TAGESSPIEGEL hat Chefredakteur Lorenz Maroldt die denkwürdige Beauftragung des Ex-Staatssekretärs Lutz Diwell (SPD) als Koordinator für den frisch im Entwurf vorgelegten „Masterplan Integration“ offengelegt: McKinsey bekam einen Beratervertrag für 238.000 Euro. Maroldt nannte es „ein Schelmenstück“ aus der Senatskanzlei (McKinsey und Flüchtlinge in Berlin: Wie Michael Müller SPD-Mann Diwell als Berater einschleuste | 16.3.2016 | Tagesspiegel). Die Handlungsnot ist gro0 – die Box in der gedacht wird, ist rot – wie der rote SPD-Würfel. Leider ist die Kantenlänge zu klein für die Problemlage.

Der Masterplan Integration ist ein 76-seitiges Dokument in arbeitsmarktpolitischer „Maßnahmensprache“ und typischen zusammengesetzten Hauptworten von Integrationspolitik und Sprachbildungsprogrammen für Migranten.

Für die sogenannte „Flüchtlingskrise“ werden in dem Masterplan Integration arbeitsmarktpolitische und integrationspolitische Maßnahmen und Strukturen „aktiviert“ und mit Finanzmitteln ausgestattet, die auf bekannte Projekt- und Trägerstrukturen in der Stadt zurückgreifen. Rund 120 Millionen € sollen in die Maßnahmen und Projekte fließen. Vom 1-€ Job bis zum 20-€ für Sprachlehrer ist alles dabei. Es sind „konsumptive Ausgabenpositionen“, die nur zum Teil „Bildungsinvestitionen“ genannt werden können.
Eine volkswirtschaftliche Abschätzung von Effekten und Nutzen fehlt – das bei einem Auftragnehmer einer renommierten Unternehmensberatung. Auch die Abschätzung von möglichen Arbeitsmarkt-Effekten fehlt noch. Auch die Frage inwieweit die Gleichstellung von Frauen bei der Vergabe etwa von Lehraufträgen und Integrationsmaßnahmen berücksichtigt werden kann, wie sonst bei allen Förderanträgen üblich, fehlt bislang.

Was auch fehlt: ein Ansatz, wie die nach wie vor in Berlin bestehende Arbeitslosigkeit und Langzeitsarbeitslosigkeit beseitigt werden kann.

Mckinsey Portfolio
Mckinsey Portfolio
Grafik: Marlus Gancher 21.2.2005

Paradigmenwechsel: das magische Viereck von Interkultur – Kollaboration – Integration & Export

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für Ihre Beharrlichkeit zu danken! Sie verschafft den Deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Zeit, um sich zu besinnen! Sie hat auch für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und den schwarz-roten Senat Zeit verschafft, um zukunftsweisende Lösungsstrategien zu entwickeln. Doch leider wurde die Chance bisher nicht genutzt, nicht ausreichend genutzt. Politisch-wirtschaftliches Denken „inside-the-red-Box“ hat eine kreative Auflösung der Krise bisher verhindert. Die Fokussierung auf leicht verfügbare Berater hat die Sicht und den Horizont verengt. Mit dem Blick auf bisherige Strukturen der Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik wird die Arbeitssenatorin in eine „alle Perspektiven beherrschende Rolle“ gedrängt. Immerhin: die Berliner Wirtschaft will sich engagieren, bringt 2 Mio. € aus privater Initiative auf. Doch der erkleckliche Beitrag ist klein, angesichts 120 Mio. Haushaltsansatz für den gesamten Masterplan Integration.

Was wäre, wenn die gesamte Richtung des Masterplans nicht stimmt? Was wäre, wenn man die Migration als Chance sieht? Was wäre, wenn man neben Integration auch Interkultur zulässt, und deutsche Arbeitslose und rückkehrwillige Flüchtlinge zur Zusammenarbeit ermuntert?
Was wäre, wenn es ein magisches Viereck aus Interkultur – Kollaboration – Integration & Export gibt?

Sprengt das sozialdemokratische Flüchtling-Betreuungs-Bullshit-Castle in die Luft!

Was wäre, wenn man eine Berliner Exportinitiative „erdbebensicheres Bauen“ gründet, und in Berlin Musterbauten errichtet, die in wichtigen europäischen und außereuropäischen Regionen einen Wiederaufbau anstoßen? Noch heute leben Italiener in den Erdbebenregionen Friaul und in den Abruzzen in Notunterkünften, könnten wir nicht unseren italienischen Freunden helfen, und ein paar neue Unterkünfte gemeinsam mit Flüchtlingen bauen? Wie sieht es auf dem Balkan aus? Wie in Mazedonien? Auch hier haben wir aufgrund vergangener Erdbeben noch Schäden und Kriegsschäden zu beseitigen. Auch die Türkei hat einen großen Bedarf.

Warum legt man nicht einfach eine „kollaborativer Interkulturschulung für Flüchtlinge & Arbeitslose“ auf, die eine Berliner Exportinitiative „erdbebensicheres Bauen“ auflegt, die Arbeit, sichere Arbeitsplätze, neue Wiederaufbau-Perspektiven schafft?

Müßten nicht Finanzsenator und Wirtschaftssenatorin in die Verantwortung gehen, und eine internationale Kofinanzierungs-Task-Force auflegen, die aus den 120 Mio. € insgesamt 1,2 Milliarden Gesamtfinanzierungen herausschlägt?

Können wir vielleicht auch eine Einbindung von investiven Kofinanzierungsmitteln des BMZ & EU sowie des UN Development-Programms erreichen? Können wir der EZB die „Investitionskrise“ verkleinern?

Milliardenumsatzschub für die Metrole, für Flüchtlinge. Industrie & Mittelstand

Das magische Viereck von von Interkultur – Kollaboration – Integration & Export kann innerhalb investiver Export- und Entwicklungsprogramme realisiert werden. Kapital ist genügend da. Nur Zeit und Projektideen & Anträge sind knapp.

Die finanzielle Ausstattung von Wiederaufbauprogrammen, kann auch direkt aus Einommen aus staatlichen Krediten und Zuschüssen initiiert werden. Ganz so wie in den 50er Jahren in Deutschland die Bergarbeiter-und Montan-Siedlungen entstanden.

Flüchtlinge und deutsche Arbeitnehmer bauen, entwerfen, verpacken, versenden „in Berlin entwickelte Export-Technologien“ in 30- Fuss-Einweg-Containern. Es gibt genug alte Container, die auch in Container-Aufbereitungs-Projekten ertüchtigt und umgebaut werden können.

Ingenieur- und Consulting-Projekte vor Ort, Statik, Denkmalschutz und Erdbebensicherheit sind ein Riesen-Markt. Export- und Logistikstrukturen für den Wiederaufbau und Re-Urbanisierung sind nachhaltige wertvolle Geschäfte.

Wir sollten auch nicht warten, bis der Flughafen Tegel geschlossen wird: „Urban Tech & Wiederaufbau ist JETZT!“.

Ein kreativer Ruck muß durch die Metropole gehen!

Die Flüchtlinge sind kein Problem – Probleme sind in unseren Köpfen! Die Arbeits- und Integrations-Senatorin sollte nicht die „integrationsbeherrschende Funktion“ bekommen – benötigt werden nur „integrationsbegleitende Funktionen“. Deutsch kann auch in Zusammenarbeit und Kollaboration auf dem Bau gelernt werden! Und es kann dabei Geld verdient werden!

Die weltweite Migrationskrise benötigt interkulturelle Kollaboration und internationale „Migrationsvolkswirtschaften“. Unsere technikzentrierte Exportindustrie und die Wirtschaftspolitik müssen eine Wirtschaftsförderung 5.0 aufbauen!

Wiederaufbaustrategien statt „Zelt-Exportwirtschaften“ sind gefragt. Wachstum ist sofort möglich!

Der Regierende Bürgermeister ist nun doppelt wegen Flüchtlingsunterbringung in Handlungsnot und wegen der McKinsey-Beauftragung in Erklärungsnot. Bis Mai werden die Beratungen zum „Masterplan Integration“ vertagt. Es sind sechs bis acht Wochen Zeit, in denen sich klären wird, ob Michael Müller die Kurve kriegt, und vom „McKinsey-Meister“ zum „Bürger-King“ wird!

Weitere Beiträge zum Thema:

Können Syrer Deutsche in den Weltmarkt integrieren? | 19.9.2015 | Michael Springer | Pankower Allgemeine Zeitung

Mark Terkessidis: Kollaboration | 14.10.2015 | Pankower Allgemeine Zeitung