Donnerstag, 28. März 2024
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Pilotstudie zur Sportentwicklungsplanung: — eine Agenda für den Sport

Sportentwicklungsplanung

Pankow ist ein „Sportbezirk“, der aufgrund von Einwohnerwachstum und Flächenkonkurrenz vor enormen Herausforderungen steht. Die Sportentwicklungsplanung ist das Steuerungsinstrument, das dem Bezirksamt Pankow Orientierung für den Ausbau der notwendigen Infrastruktur und geeigneter Angebote gibt. Dazu wurde aktuell eine Pilotstudie veröffentlicht. Erarbeitet wurde sie gemeinsam mit einer eigens gebildeten Arbeitsgruppe Sportentwicklungsplanung und dem Potsdamer Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam, das den über zwei Jahre den Erstellungsprozess der Sportentwicklungsplanung begleitet.

Kooperativer Ansatz der Sportentwicklungsplanung

Über 400.000 Menschen leben in Berlins einwohnerstärksten Bezirk
Pankow. Eine repräsentative Studie, für die im Auftrag des Bezirkes 9.000 per Zufallsziehung ausgewählte Bürger:innen zu ihrem Sport- und Bewegungsverhalten befragt wurden, zeigte das hohe Interesse an Sport und Breitensport.
„Auf Stadtbezirksebene ist dies eine Pilotstudie,“ erläuterte Prof. Dr.
Michael Barsuhn vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung
(INSPO). „Im Pankower Sportentwicklungsplan spiegeln sich die Bedarfe der Bevölkerung, der Schulen, Sportvereine, Kitas, von Vereinsmitgliedern
und Nichtvereinsmitgliedern bis hin zu Menschen mit Behinderung wider.“


„Wir haben uns bewusst für einen breiten, kooperativen Ansatz
entschieden. Beteiligt wurden innerhalb der Arbeitsgruppe daher
unterschiedliche Verwaltungsressorts wie Schule, Sport, Jugend,
Stadtentwicklung, Umwelt und Naturschutz oder Grünflächen, aber auch der Bezirkssportbund Pankow. Zudem haben neben der Bevölkerung auch alle Vereine, Schulen und Kitas Fragebögen zur ihrer Bedarfssituation
erhalten, “
erklärte Dr. Torsten Kühne, Stadtrat für Schule, Sport,
Facility Management und Gesundheit.

Der Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Sport und Gesundheit in der
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow, Gregor Kijora, erklärte zur
Vorstellung der Studie: „Der Sportentwicklungsplan ermöglicht es dem
Bezirk langfristig Maßnahmen planen und nötige Investitionen für diesen
Zweck zu sichern. Erstmals hat der Bezirk eine wissenschaftliche Basis
für die Bedarfe in schulischen und öffentlichen Sportanlagen und ganz
neu auch für den Bedarf an Sportmöglichkeiten im öffentlichen Raum
außerhalb der bezirklichen Sportanlagen. Dem Bezirk wird mit der
Studie ein zukunftsorientiertes und strukturiertes Werkzeug an die Hand
gegeben.“

Sportaktivitäten öffnen den Blick auf Defizite

Im Ergebnis zeigt sich die ganze Vielfalt des Sports in einem
prosperierenden Bezirk: Über die Hälfte aller Aktivitäten finden auf so
genannten „Sportgelegenheiten“ statt. Dies sind städtische Räume wie
Radwege, öffentliche Plätze oder Grünanlagen, die nicht primär für
sportliche Nutzung konzipiert wurden.
Insbesondere das Radfahren nimmt im Berlin-Vergleich in Pankow eine exponierte Stellung bei der Bevölkerung ein. Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur werden daher stark nachgefragt.
Deutliches Entwicklungspotential besteht bei den normierten Anlagen wie Sporthallen und -plätzen: „Hier gibt es inganz Berlin großen Nachholbedarf. Es fehlen Anlagen in ausreichender Größe sowohl für den Schul- als auch für den Vereinssport,“ erklärte Barsuhn. „Wichtig sind die Synergieeffekte, auf die in der Studie verwiesen wird. Der Schulbau ist kommunale Pflichtaufgabe. Ganz entscheidend wird es sein, bei zukünftigen Schulbauten, den Vereinssportstärker mitzudenken und entsprechende Flächen auf Basis bestehender Raumprogramme auch wirklich rechtzeitig für Sport und Bewegung zu sichern. Der Bezirk erhält einen konkreten Investitionskatalog für die kommenden zehn Jahre.“

Wohnortnähe und Ortsteile als Schlüsselfaktoren

Für die Pankower Bevölkerung spielt offenbar die Wohnortnähe eine
entscheidende Rolle für ihre Sportmotivation. 83 Prozent sind in ihrer
Freizeit in irgendeiner Form sport- bzw. bewegungsaktiv. Dies liegt
sogar noch leicht über dem Bundesdurchschnitt von 81 Prozent. Allerdings
erreichen nur 46 Prozent der Pankower Bevölkerung auch wirksame und
gesundheitsrelevante Zeit- und Belastungsumfänge.
Als Orientierung dienen hier die Vorgaben der World Health Organisation (WHO), die als Empfehlung für Erwachsene 150 Minuten pro Woche mit einer moderaten Belastung ansetzt.
„Hier besteht also noch Entwicklungspotential, Menschen durch verbesserte, bedarfsgerechte Infrastruktur und Angebote in gesündere Bewegung zu versetzen,“ so Barsuhn.

Eine der größten Herausforderungen für die Pankower Sportentwicklung besteht zukünftig darin, auch Inaktive in Bewegung zu bringen. Die bereits ermittelten Inaktivitätsquoten zeigen bei kleinräumiger Analyse innerhalb des Bezirkes deutliche Unterschiede: So ist die Bevölkerung im stark
verdichteten urban geprägten Prenzlauer Berg wesentlich aktiver als in
Weißensee oder Buch.
„Die Studie bietet für uns somit die Möglichkeit, punktgenau bezogen
auf einzelne Teilräume zu agieren,“
freute sich Eckehard Scholz
Fachbereichsleiter Sport im Pankower Schul- und Sportamt.

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadion
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadion – Foto: m/s

Sportvereine sind entscheidende Aktivposten

Eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung spielen die Pankower
Sportvereine: Die Zuwachsrate an Mitgliedern über die letzten zehn Jahre
liegt mit 44 Prozent erfreulicherweise deutlich über dem Berliner
Durchschnitt (32 Prozent). Bemerkenswert: Die Zahlen wachsen sowohl bei
Frauen als auch bei Männern. 75 Prozent der Sportvereine betreiben zudem aktive Mitgliedergewinnung.
Allerdings sind die aktuellen Veränderungen aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht in der Studie berücksichtigt.

Viele Vereine reagieren damit bereits auf die gesellschaftlichen Megatrends der letzten Jahre wie den demografischen Wandel und die wachsende für Individualisierung in der Gesellschaft. So entstanden besondere Angebote spezifische Zielgruppen, neue sportliche Trends und zeitlich-flexible Kurzmitgliedschaften auch für Nichtvereinsmitglieder.

In Pankow gibt es auch aktive Vereine die sich verstärkt mit der Zielgruppe „Menschen mit Behinderung“ befassen.

Probleme im Vereinssport wurden auch von den Vereinen konkret benannt:
Insbesondere bei der zeitlichen Verfügbarkeit an wettkampfgeeigneten
Sportanlagen als unabdingbare Ressource für das Vereinsangebot. Es fehlt
aber auch an kleineren Sport- und Bewegungsräumen. Die Pankower Sportvereine plädieren auch dafür, insbesondere Sportaußenanlagen multifunktional so zu erweitern, dass diese auch durch die im Wohnumfeld ansässige Bevölkerung mit genutzt werden können. Beispiele sind Outdoor-Fitness und Calisthenics-Anlagen und Bewegungsparcours: „Die Vereine stellen sich damit sehr modern auf und unterstützen einen vorrangigen Wunsch der Pankower Bevölkerung,“ so Barsuhn. „Hieraus ergeben sich dann Synergien für Politik und Verwaltung, Stadt- und Sportentwicklung zukünftig gemeinsam zu denken. Für gesunde Menschen in gesunden Kommunen bleibt uns gar nichts anderes übrig.“

Sportentwicklungsplanung als fortlaufender Prozeß

Das neue Instrument der Sportentwicklungsplanung wird im Berliner Pilotbezirk Pankow politisch breit unterstützt und als als fortlaufender Prozess verstanden.
Damit entsteht auch eine koordinierte Übersicht für die Haushalts- und Investitionsplanung, die in der Vergangenheit durch harte Sparpolitik mit geprägt war. Damit kann auch eine Verstetigung der Haushaltsplanung für den Bereich Sport in Gang gesetzt werden.

Auf Grundlage der empirischen Studien-Ergebnisse sollen in der Folge ausgewählte Sportanlagen und Grünflächen einer standortbezogenen Analyse unterzogen werden: „Ziel ist es, mit Unterstützung von INSPO standortbezogene Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl Vereins- und Schulbedarfe als auch den Wandel des Sport- und Bewegungsverhaltens der Bevölkerung berücksichtigen,“ so Torsten Kühne.
Auch dieser Prozess wird von der AG Sportentwicklungsplanung begleitet
werden. Finanziell unterstützt wird das fortlaufende Projekt durch die
Senatsverwaltung für Inneres und Sport.

Öffentliche Präsentation der Pilotstudie zur Sportentwicklungsplanung

Die Studie wird im Sportausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Pankow der Öffentlichkeit am Mittwoch, 14.04.2021, um 19:30 Uhr in einem digitalen Mediemformat vorgestellt.

Einwahldaten auf ZOOM:
Meeting-ID: 791 9235 5286
Kenncode: 7pS33i

Weitere Informationen:

Eine Agenda für den Sport
Pilotstudie zur Sportentwicklungsplanung veröffentlicht



m/s