Das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee wird noch bis zum Sommer umgebaut. Als modernstes „Sternen- und Wissenschaftstheater“ soll es wieder eröffnet werden. Der alte Cosmorama-Planetariumsprojektor wird dann als Museumsstück im Foyer stehen. Der Traditionsname „Zeiss-Großplanetarium“ wird erhalten. Die neue Projektionstechnik kommt ebenfalls von ZEISS.* Die Schilder auf dem nahen S-Bahnhof Prenzlauer Allee müssen noch korrigiert werden.
Tim Florian Horn, Leiter des Zeiss-Großplanetarium, hat die Baumaßnahmen und Kosten gut im Griff, und denkt auch an die in Berlin so wichtigen Details. Im Winter, kurz vor Weihnachten verschickt Horn auch immmer standesgemässe planetarische Weihnachtsgrüße, und wünscht „Merry Perihelion“. Das Titelbild zeigt so eine Wintersonnenwende – natürlich mit Vollmond über der Planetarium als nächtliches Panaorama-Foto.
Modernstes Planetarium und Wissenschaftstheater öffnet 2016
Der genaue Eröffnungstermin steht noch nicht fest, die Bauarbeiten erfordern viel Präzision und vor allem „staubfreie Räume“, damit später die Projektionstechnik klare Bilder liefern kann. Neben einigen konstruktiven Sanieurungasarbeiten musste der gesamte Innenausbau entfernt werden. Inzwischen gibt es eine neue Akustik-Dämmung und eine neue Projektionskuppel. Außerden erhält das Zeiss-Großplanetarium eine neue Haustechnik und neue Lüftungsanlagen.
Über das Zeiss-Großplanetarium
Das Zeiss-Großplanetarium in Berlin wurde nach den Plänen des Architekten Erhardt Gißke nach nur zwei Jahren Bauzeit als eines der größten und modernsten Sternentheater am 9. Oktober 1987 eröffnet. Es zählte zu den letzten großen Bauvorhaben der DDR und gehört zum Ensemble des in den 1980er Jahren erbauten Wohngebietes Ernst-Thälmann-Park im Ortsteil Prenzlauer Berg. Mit der Einweihung wurde auch das 750-jährige Stadtjubiläum Berlins gefeiert.
Heute gehört es zusammen mit der Archenhold-Sternwarte und dem Planetarium am Insulaner zur Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.
Der Kuppelsaal des Planetariums hat einen Innendurchmesser von 23 Metern (Außendurchmesser 30 Meter) mit 292 Sitzplätzen und wird ergänzt durch ein großzügiges Foyer mit Café und Ausstellungen sowie einen Kinosaal mit 160 Plätzen.
Modernste Projektionstechnik in der DDR
Der rechnergesteuerte Planetariumsprojektor Cosmorama von Carl Zeiss war 1987 die weltweit modernste Projektions-Technik, die eine brillante Darstellung des gestirnten Himmels mit mehr als 9000 Sternen projezieren konnte.
Fast alle bekannten astronomischen Phänomene aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Weltraums konnten am künstlichen Himmel des Planetariums gezeigt werden.
Der Cosmorama Planetariumsprojektor stand auf einer fahrbaren Plattform, die in den Keller versenkt werden konnte und so eine
vielseitige Nutzung ermöglichte. Neben dem Planetariumsprojektor gab es über 100 Diaprojektoren, eine Showlaseranlage, eine komplette Tonanlage (einschließlich eines Studios zur Eigenproduktion) sowie Videoprojektionstechnik. Eine Raumtonanlage
mit 89 Doppellautsprechern mit einer Gesamtleistung von 8900 Watt ermöglichte eine raumfüllende Beschallung des Auditoriums.
Der Planetariumsprojektor Cosmorama wurde mit dem Umbau zum Erinnerungstsück, und steht schon im Foyer des Gebäudes. Seine neue Funktion: Ausstellungsstück und Dokument der Technikgeschichte.
Neue digitale Projektionstechnologie
Das modernisierte Planetarium wird mit der modernsten digitalen Projektionstechnik ausgestattet. Kern der Neuausstattung ist ein ZEISS Hybrid-Planetarium, bestehend aus einem mehrkanaligen, digitalen Projektionssystem mit zehn ZEISS VELVET Projektoren für die Ganzkuppel-Projektion und einem speziell für das Berliner Planetarium modifizierten Sternprojektor vom Typ ZEISS UNIVERSARIUM Modell IX.
Digitalisierung, große und schnelle Speicher und viele Rechner sorgen für ein kuppelfüllendes Bewegtbild, das beliebige Inhalte an die Kuppel projizieren kann.
Das Planetarium kann zum Wissenschafts- und Multimedia-Theater werden. Flüge zwischen den Sternen, Achterbahnfahrten oder
Tauchgänge in die Tiefsee können simuliert werden. Das Eintauchen, die Immersion wird zu fast schon natürlichen Erlebnis.
Das Bild kommt dabei von vielen synchron laufenden Video-Projektoren, die Ganzkuppel-Video mit echtzeit-generierten Bilder
kombinieren können. Leistungsfähigen Grafikprozessoren verarbeiten die Bildinformationen. Digitale Projektionen und digitale
Kulissen sorgen für völlig neuartige Raumerlebnisse. Auch Objekte können durch die Kuppel bewegt werden.
Die interaktive Steuerung von Objekten per Tastatur, Maus oder Joystick am Steuerpult ist schon fast wie eine Kapitänsbrücke im Sternenkreuzer.
Das für das Berliner Planetarium konzipierte Ganzkuppelsystem arbeitet mit zehn am Kuppelrand installierten digitalen ZEISS VELVET Projektoren. Jeder Projektor erzeugt ein Teilbild. Alle Teilbilder werden so genau an der Kuppel zusammengesetzt, dass Besucher nur das gesamte Bild auf der 830 Quadratmeter großen Kuppelfläche sehen. Die ZEISS VELVET Projektoren garantieren den weltweit höchsten Kontrast. Während bei Standardprojektoren ein Restlichtanteil immer einen Grauschleier erzeugt, verhindern ZEISS VELVET Projektoren jegliches Streulicht und liefern absolutes Schwarz und damit besonders brillante Farben. „Wir erreichen mit dem ZEISS VELVET System ein tiefes Schwarz, womit die digitalen Darstellungen die Brillanz des Sternprojektors ZEISS UNIVERSARIUM nicht stören. Die Pixelgröße liegt an der Auflösungsgrenze des menschlichen Auges, die Kuppelbilder sind ausgesprochen scharf“, so Lang.
Aus dem Planetarium mit digitalen Sternenhimmel soll künftig ein Wissenschaftstheater werden, eines der modernsten Europas:
„Ein modernes Planetarium ist mit einem Theater vergleichbar, für das man nicht nur Kartenverkäufer, sondern auch digitale Bühnenbildner und Dramaturgen benötigt.“ Viele Wissenschaftsbereiche und Themen können künftig mit Full-Dome-Projektionen in Szene gesetzt werden. Das Publikum kann sich auf das Erlebnis des „Eintauchens“ freuen.
Einige Firmen und Spezialisten für „immersive Medien“ und Full-Dome-Projektionen arbeiten schon an neuen Themen und Formaten – es darf aber noch nicht mehr verraten werden.
Zeiss-Großplanetarium| Prenzlauer Allee 80 |10405 Berlin | www.sdtb.de
Weitere Informationen:
* Errata: In einer früheren Version des Beitrags wurde auf eine andere Technologie hingewiesen, die im Wettbewerb um die Realisierung jedoch ausgeschieden ist. Die Namensgebung auf dem Bahnhof Prenzlauer Allee beruht nach aktueller Angabe auf „Wunschdenken“ der S-Bahn-Berlin GmbH.