„Die großen Verlierer der Bundestagswahl sind die beiden klassischen Volksparteien. Während die SPD ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik einfuhr und in keinem Bundesland mehr über 30% der Zweitstimmen auf sich vereinen konnte, erreichte die Union das schlechteste Ergebnis seit 1949 und selbst in Bayern nicht mehr 40% der Stimmanteile. Die Strategie der asymmetrischen Demobilisierung der Union ist mit der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag vollends entzaubert. Sie entfaltete nur noch destruktive Resteffekte. Und zwar in Richtung SPD.“ Dies schrieb Dr. Nico A. Siegel, Geschäftsführer infratest dimap in seiner Analyse der Bundestagswahl.
Inzwischen hat sich das Rad der Geschichte weiter gedreht: die SPD hat einen weiteren Vorsitzenden Martin Schulz verschlissen.
In einer aktuellen Umfrage von infratest dimap ist die SPD auf ein historisches Rekordtief von 16 Prozent abgesackt und liegt nur noch knapp vor der AfD. Nach den jüngsten Personalquerelen um den Wechsel von Martin Schulz ins Bundeskabinett, und dessen kurz darauf nachfolgenden Rückzug vom Parteivorsitz, liegt die SPD noch zwei Punkte niedriger als Anfang Februar. Die Union erreicht bei infratest dimap unverändert 33 Prozent. Doch bei INSA schwächelt die Union noch mehr, sie sieht CDU/CSU bei der INSA-Sonntagsfrage bei nur noch 29,5%.
Die FDP steht bei 9% bei infratest dimap und verliert einen Punkt. Die Linke bleibt stabil bei elf Prozent; die Grünen verbessern sich um zwei Punkte auf 13 Prozent.
INSA gibt ein etwas anderes Bild bei den Umfragen, gibt aber selbst einen methodischen Schwankungsbereich an, der die Fehlertoleranz bei 2,2 Prozentpunkten sieht.
Wie steht es um die SPD-Pankow?
Die SPD hat in der vergangenen Bundestagswahl 2017 nur 16,4% Erststimmen geholt, und damit 4,6% Prozentpunkte gegenüber der vorherigen Bundestagswahl verloren. Bei den Zweitstimmen waren es sogar nur noch 15,6 Prozent (Verlust 6,4 Prozent). Damit ist die SPD 2017 von der zweitstärksten Position auf die dritte Position abgesackt.
NoGroko-Bewegung und Eintrittswelle in die SPD
Infolge der bundesweiten Debatte um die Bildung einer Großen Koalition (GroKo) hat es in der SPD eine Eintrittswelle gegeben, die vor allem durch die Jungsozialisten und ihren Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert angetrieben wurde.
Die SPD-Pankow vermeldet denn auch am 10.2.2018 einen Rekord ihrer Mitgliederzahlen in Pankow. In Pankow hat die SPD nunmehr 2.287 Mitglieder. 92 Neueintritte werden seit dem SPD-Bundesparteitag am 21. Januar 2018 verzeichnet.
SPD in Pankow bei 0,69 Prozent
Bezogen auf die gesamte Pankower Einwohnerzahl sind 2.287 Mitglieder jedoch verschwindend gering. Die FU-Berlin mißt dazu den sogenannten Rekrutierungsgrad, der sich an der Zahl der Bürger ab 16 Jahren orientiert, die berechtigt sind, in Parteien einzutreten (Parteieintrittsalter).
Nach der kleinen Statistik von Pankow hatte Pankow am 30.6.2017 398.732 Einwohner. Zieht man die Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren ab, sind rund 329.570 Bürgerinnen und Bürger im „politikfähigen Alter“.
Bezogen auf die Zahl von 2.287 Parteimitgliedern der SPD-Pankow liegt der Rekrutierungsgrad bei gerade 0.69 Prozent.
Gemessen am notwendigen Umfang kommunalpolitischer Aufgaben und strategischer Planungsanforderungen in einer Metropole, ist das viel zu wenig – und führt zu personeller Überforderung und zu Dysfunktionalitäten.Zwischen politischen Ansprüchen und tatsächlicher politischer Steuerungsfähigkeit klafft eine Lücke, die nur durch mehr Bürger-Engagement und beauftragte Agenturen im Bereich Bürgerbeteiligung zu schließen ist.
Weitere Informationen:
Demokratiekrise – oder Systemkrise der Parteien? (Michael Springer | 14. Januar 2018)