Von Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. (VOD)
„Am 20. November ist der Weltgedenktag für Verkehrsopfer. Im Jahr 2021 wurden auf Deutschlands Straßen rund 2,3 Millionen Unfälle registriert. Bei den meisten Unfällen blieb es bei Blechschäden, doch zirka 260.000 Zwischenfällen auf der Straße gab es auch Personenschäden. Insbesondere beim Abbiegen passieren häufig Unfälle. Fehler oder mangelnde Sicht beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren bergen das höchste Unfallrisiko.“
Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. (VOD) mahnt anlässlich des Weltgedenktages für Verkehrsopfer gemäß der UN-Charta zu mehr Fairness, Respekt und Einfühlungsvermögen gegenüber Unfallopfern im Straßenverkehr.
Opfer von Verkehrsunfällen kann jeder werden:
„Eine junge Frau und Mutter gerät mit ihrem Fahrrad unter einen rechts abbiegenden Kieslaster. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit liegt laut behandelnden Ärzten bei fünf Prozent. 17 Brüche müssen bei insgesamt 16 Operationen versorgt, die meisten inneren Organe „zusammengeflickt“ werden. Kaum eine Stelle ihres Körpers ist nicht vom 14-Tonner gezeichnet. Seit dem Unfall hat sie beidseits Gesichtsfeld-Ausfälle. Ihr Leben lang. Täglich Physiotherapie. Autofahren kann sie nicht mehr. Ihr wird eine 100-prozentige Erwerbsminderung attestiert. Sie kann nie wieder die Frau sein, die sie vor dem Unfall war. Sie kann nicht den Beruf ergreifen, von dem sie geträumt hat. Schmerzen jeden Tag und jede Nacht. Schlaflose Nächte. Die psychischen Verletzungen sind noch schwerer zu ertragen als die körperlichen Einschränkungen.“ — Diese Frau gibt es wirklich und ihr Schicksal ist keine Seltenheit!
Der Schrecken und das Leid nach dem Unfall
Die Versicherung des Lkw-Fahrers, der laut Staatsanwaltschaft allein die Schuld an dem Unfall trägt, weigert sich seit Jahren, ihr die zustehende Entschädigung zu zahlen. Ein Gutachter brauchte 17 Monate für ein Gutachten und berücksichtigte dabei keine Beweise der Gegenseite. Ein Rechtsanwalt spielte auf Zeit und stellte vor Gericht alle medizinischen Gutachten in Frage. Neun Jahre liegt der Unfall mittlerweile zurück. Das Unfallopfer soll offensichtlich mürbe gemacht werden und aufgeben.
Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland hält das für unerträglich und mahnt:
„Das Opfer sollte mit Fairness, Respekt und Einfühlungsvermögen behandelt werden, wobei die Situation, in der sich das Opfer nach dem Verkehrsunfall befinden kann, gebührend zu berücksichtigen ist.“
Die „UN-Charta der Rechte von Straßenverkehrsopfern“ fordert alle an der Regulierung von Straßenverkehrsunfällen beteiligten Parteien auf, sich an einen ethischen Verhaltenskodex zu halten, um die Situation von Unfallopfern zu verbessern.
Die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland unterstützt diese Forderung mit Nachdruck. Jeder Mensch kann jederzeit nach einem Unfall in die Situation der jungen Frau geraten und einer finanzstarken Versicherung relativ schutzlos ausgeliefert sein. Ein Verkehrsunfallopfer soll nicht Monate und Jahre lang um berechtigte Versicherungsleistungen kämpfen müssen. Fraglich erscheint, warum Opfer faktisch die Beweislast für die Schäden zugewiesen bekommen. Teilweise hat sich eine Verkehrung des ursprünglichen Sinns einer Haftpflichtversicherung eingeschlichen.
„Versicherer, Rechtsbeistände und Politik müssen sich zum Schutz der Unfallopfer gemeinsam auf einen ethischen Verhaltenskodex einigen“, forderte Silke von Beesten, die Vorsitzende der VOD.
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