Schüler und Eltern der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule demonstrieren heute vor der BVV für eine eigene Oberstufe. Rund 500 SchülerInnen und Schüler, Eltern und prominente Unterstützer haben sich angemeldet. Damit wird es vermutlich die grö0te Demonstration vor der Pankower BVV.
BVV Pankow verhandelt Dringlichkeitsantrag
Die Pankower Bezirksverordneten diskutieren heute einen Dringlichkeitsantrag (Drucksache VV-0739) des „Ausschuss für Schule und Sport“, um eine Lösung für die noch fehlenden Räume für die Oberstufe der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule zu finden.
Seit knapp sechs Jahren lernen die Kinder erfolgreich an der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule (WvH). Inzwischen hat sich die Schülerzahl nahezu verfünffacht, die ältesten Schülerinnen und Schüler besuchen den 8. Jahrgang und die Schule erfreut sich großer Beliebtheit. Jetzt geht es darum, den letzten, konsequenten Schritt zu machen, der den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, an der WvH auch das Abitur zu machen. Signale aus Politik und Verwaltung sind wohlwollend, doch eine politische Entscheidung steht nach wie vor aus.
Die Gesamtelternvertretung ist deshalb gemeinsam mit dem Förderverein der WvH aktiv geworden und hat sich in einem offenen Brief an die Politik gewenden.
Fünf Gründe für eine eigene Oberstufe an der WvH
Fünf gute Gründe sprechen nach Ansicht der Gesamtelternvertretung dafür, dass die WvH endlich eine eigene Oberstufe bekommt:
1. Qualität des Lernens
Die Schule hat in dieser kurzen Zeit schon große Erfolge in der pädagogischen Arbeit zu verzeichnen:
Im Herbst 2013 wurde die WvH im Rahmen der Schulinspektion mit dem bisher besten Inspektionsergebnis in Berlin belohnt.
Im letzten Schuljahr war es die wissenschaftliche Begleitforschung, die uns bescheinigte, dass die WvH in vielen Bereichen sogar besser abschneidet als Hamburger Gymnasien. In den VERA-Vergleichsarbeiten der Berliner Schulen schneidet die WvH überdurchschnittlich ab.
2. Kontinuität beim Schulkonzept
An der WvH lernen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam, individuell und jahrgangsübergreifend. Das Konzept ist anders und erfolgreich. In Pankow gibt es keine andere Gemeinschaftsschule, die bis zum Abitur reicht. Eltern, Team und die Kinder selber wünschen sich, dass das Abitur mit diesem Ansatz an ihrer Schule möglich ist. Wer würde die Schule wechseln wollen, wenn das Konzept überzeugt? Andersherum steht zu befürchten, dass die WvH als „unvollkommene“ Schule wahrgenommen wird, wenn das Abitur dort nicht möglich ist. Langes gemeinsames Lernen für alle braucht Kontinuität bis zum Abitur!
3. Pankow braucht mehr Sek II-Plätze
Die Schülerzahlen für die SEK II im Bezirk Pankow steigen laut den Prognosen der Senatsverwaltung bis zum Schuljahr 2021/22 um knapp 400 Schüler. Für das Schuljahr 2021/22 rechnet der Senat für den Bezirk Pankow mit einem Defizit von mehr als 20 Zügen in den weiterführend Schulen.
Es gibt einen klaren Bedarf für mehr Oberstufenplätze an Gemeinschaftsschulen – warum nicht an der WvH?
4. Räume findet, wer sucht…
In Pankow gibt es eine schwierige Raumsituation. Die Elternvertreter fordern eine Lösung ab der 10. Klasse, weil schon die bestehenden Räume nicht ausreichen. In eigener Recherche wurden diverse räumliche Alternativen vorgeschlagen, darunter den Standort Pasteurstraße, das ehemalige Coubertain-Gymnasium in der Conrad-Blenkle-Str. und die teilweise ungenutzten Räume des OSZ Driesener Straße.
Die Gesamtelternvertretung sieht Spielraum: „Jüngste Presseverlautbarungen der SPD-Pankow, einige dieser leerstehenden Schulgebäude für neu zu errichtende Gymnasien nutzen zu wollen, zeigen uns, dass hier noch Gestaltungsspielraum ist – auch in unserem Sinne!“
5. Viel politischer Zuspruch für WvH und Gemeinschaftsschulkonzept
In Gesprächen mit Politikern aller Parteien im Bezirk Pankow, im Abgeordnetenhaus sowie in der Senatsverwaltung und auch mit der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat die WvH mit ihrem Konzept und der Forderung nach einer eigenen Oberstufe viel Zuspruch erhalten. Die Eltern fordern nun: „Diese Unterstützung muss nun in ein entsprechendes Handeln münden! – der aktuelle Dringlichkeitsantrag in der Bezirksverordnetenversammlung am 21. Mai 2014 ist ein wichtiger Schritt.
Hoffnung auf eine Lösung für ein Leuchtturmprojekt
Nach den bisherigen Gespräche zwischen der Schulverwaltung in Bezirk und Senat besteht sogar Hoffnung. Die geplante Variante einer Kooperation mit einem OSZ wird jedoch skeptisch gesehen, weil diese erfahrungsgemäß sehr personalintensiv sind.
Die WvH soll nach den Vorstellungen von Schule und Elternvertretungen mit einer eigenen Oberstufe berlinweit und überregional ein Leuchtturmprojekt werden, in dem das gemeinsame, individuelle und selbständige Lernen von Jahrgang 1 bis 13 verfolgt wird.
Über die Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule:
Die WvH war die erste neu gegründete Gemeinschaftsschule des gleichnamigen Berliner Pilotprojektes unter dem rot-roten Senat in Berlin. Inzwischen ist die Schule bei Eltern, Wirtschaft, Hochschulen und Politik hoch anerkannt und findet durch Lehrer- und Studentenbesuche aus dem In-und Ausland sehr positive Beachtung. Zu Beginn des Schuljahres 2013/14 wurde sie mit einem exzellenten Schulinspektionsergebnis, dem bis dahin besten Berlins, ausgezeichnet. Bereits in 2012 wurde sie als eine der 50 besten Schulen Deutschlands durch die Jury des Deutschen Schulpreises, ausgelobt von der Bosch-Stiftung, ausgewählt.
Die Wartelisten sind lang, es gibt mehr Bewerber und Interessenten als Schulplätze. Der Ausbau der Oberstufe bis zum Abitur ist eigentlich auch eine zwingend-logische Konsequenz der bisherigen Arbeit und Investitionen.
Die andere Lernkultur ist wegweisend: seit der Gründung arbeitet das Team der Schule daran, ihre gemeinsamen Visionen von einer Schule für alle, einer Schule des langen gemeinsamen Lernens, mit einer Kultur der Anerkennung, Motivation, Wertschätzung und des Respekts voreinander in die Tat umzusetzen. Das Lernen findet jahrgangsübergreifend und fächerverbindend statt. Dabei steht das individuelle Lernen der Kinder ebenso wie das kooperative Lernen im Mittelpunkt. Im Unterricht und in Gruppenprojekten mit praktischem Bezug zum Alltag lernen die Kinder Verantwortung zu übernehmen und entwickeln dadurch ihre individuellen Fähigkeiten und Anlagen.
Weitere Informationen:
Demonstration am 21. Mai, 17 bis 18 Uhr, Eingang Haus 7, Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung,
Bezirksamt Pankow, Fröbelstraße 17 – in 10409 Berlin-Prenzlauer Berg