Von Soraya Garcia
Rund 53,5 Prozent aller Deutschen leiden an Übergewicht – und das mit steigender Tendenz. Für diesen Anstieg gibt es diverse Gründe: In einigen Fällen können bestimmte Medikamente oder Krankheiten die Ursache für das Mehrgewicht sein, in den meisten Fällen ist diese jedoch im Lebensstil bedingt: Ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung. Dennoch fällt es vielen Menschen verständlicherweise nicht leicht, ihre Lebensweise von heute auf morgen zu ändern. Hier kommen Medikamente zum Abnehmen ins Spiel. Doch welche medizinischen Abnehmmittel gibt es – und worauf sollte man bei ihrer Anwendung achten?
GLP-1 Präparate
Eine der vielversprechendsten Entwicklungen im Bereich der Abnehmmedikamente ist Semaglutid, ein Wirkstoff aus der Klasse der GLP-1-Rezeptoragonisten. Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes Typ 2 entwickelt, hat sich gezeigt, dass Semaglutide („Ozempic”) und Liraglutide („Saxenda”) auch eine starke Wirkung auf die Gewichtsabnahme haben. GLP-1-Medikamente wirken nämlich, indem sie das Sättigungsgefühl erhöhen, Blutzucker und Appetit reduzieren und so die Nahrungsaufnahme verringern. Studien haben gezeigt, dass Semaglutid signifikante Gewichtsverluste bei übergewichtigen Personen bewirken kann: Laut ärztlichen Leitlinien sollen Menschen, die an Adipositas (BMI 25 bis 35) leiden, innerhalb eines Jahres rund 5 Prozent ihres Körpergewichts mit GLP-1 Medikamenten abnehmen können.
Bevor Sie jedoch mit der Liraglutid/Semaglutid- Behandlung beginnen, sollten Sie wissen, dass es sich oft um eine Langzeittherapie handelt. Viele Ärzte sprechen sogar von einer lebenslangen Therapie.
Fettblocker
Fettblocker sind eine weitere Kategorie von Medikamenten, die bei der Gewichtsabnahme helfen sollen – sie funktionieren, indem sie die Aufnahme von Nahrungsfetten im Verdauungstrakt hemmen. Ein bekanntes Beispiel für einen Fettblocker ist Orlistat. Das Medikament wirkt, indem es Enzyme (= Lipasen) blockiert, die normalerweise Fett im Darm verdauen. Dadurch wird ein Teil des aufgenommenen Fettes unverdaut ausgeschieden, was zu einer verringerten Kalorienaufnahme führt. Wichtig zu beachten ist, dass Fettblocker wie Orlistat die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen beeinträchtigen können, was zu einem Mangel führen kann.
Appetitzügler
Appetitzügler sind Medikamente, die das Hungergefühl reduzieren und somit die Nahrungsaufnahme verringern sollen. Sie wirken in erster Linie auf das zentrale Nervensystem, indem sie bestimmte Neurotransmitter beeinflussen, die den Appetit regulieren. Ein Beispiel für einen solchen Appetitzügler ist das Präparat Phentermin. Medikamente dieser Art können kurzfristig effektiv sein, bergen jedoch das Risiko von Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Herzproblemen und Bluthochdruck. In Deutschland sind Phentermine seit den 1970er Jahren nicht mehr zugelassen.
Ephedrin
Bei Ephedrin handelt es sich um ein Stimulans, das zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden kann. Das Mittel wirkt, indem es den Stoffwechsel ankurbelt und den Appetit unterdrückt. Dadurch kann es kurzfristig zu einer erhöhten Fettverbrennung und Gewichtsabnahme führen. Allerdings birgt das Abnehmen mit Ephedrin insbesondere für das Herz-Kreislauf-System viele Risiken, da es zu erhöhtem Blutdruck, Herzrasen und anderen unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Aus diesem Grund ist Ephedrin in Deutschland streng verschreibungspflichtig und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
Schilddrüsenhormone
Levothyroxin, auch bekannt als L-Thyroxin, ist ein synthetisches Schilddrüsenhormon, das häufig zur Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) eingesetzt wird. Einige Menschen verwenden es auch zur Gewichtsabnahme, da eine unbehandelte Hypothyreose zu Gewichtszunahme führen kann. Durch die Einnahme von Levothyroxin kann der Stoffwechsel angekurbelt und das Energieniveau gesteigert werden, was zu einem möglichen Gewichtsverlust führen kann. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass die Verwendung von Levothyroxin zur reinen Gewichtsabnahme nicht empfohlen wird und nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte, um Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Neben den hier genannten, bekannten Wirkstoffen gibt es auch eine Vielzahl anderer Substanzen, die als Stoffwechsel-Booster oder Fettblocker beworben werden. Dazu gehören beispielsweise Koffein, grüner Tee-Extrakt oder auch Garcinia Cambogia. Zu beachten ist hierbei, dass diese Mittel – wenn überhaupt – nur in sehr hohen Dosierungen zur Gewichtsabnahme beitragen, welche wiederum schwere Nebenwirkungen (allen voran im Herz-Kreislauf-Bereich) auslösen können.
Fazit: Medikamente helfen beim Abnehmen, sind jedoch keine Wundermittel
Es ist wichtig zu betonen, dass Medikamente allein keine Wunder bewirken können: Sie sollten immer in Verbindung mit einer gesunden Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität angewendet werden. Darüber hinaus sollten Medikamente zur Gewichtsabnahme nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden, um potenzielle Risiken zu minimieren und sicherzustellen, dass sie für den jeweiligen Patienten geeignet sind.
Gerade bei Abnehmenpräparaten ist eine fortlaufende Überwachung durch einen Facharzt unerlässlich: Schließlich kann es beispielsweise zu körperlichen Reaktionen kommen, die sofortige ärztliche Aufmerksamkeit erfordern. Zu diesen gehören beispielsweise allergische Reaktionen, schwerwiegende Magen-Darm-Probleme oder Herzrhythmusstörungen. Auch kann es sein, dass Nebenwirkungen eine Anpassung der Dosis nötig machen, was ärztlich abgestimmt sein und nie auf eigene Faust durchgeführt werden sollte.
Soraya Garcia ist Autorin, Copy-Writerin, Social-Media-Expertin und Gründerin der veganen Agentur Green Visions. Ihre Themen: Tierschutz, vegane Ernährung und Lifestyle u.a… Der informierende Meinungsbeitrag gibt aufklärende Empfehlungen der Autorin wieder.