Von Michael Springer
Die alte Deponie „Arkenberge“ ist ein besonderes Landschaftselement im naturnahen Pankower Norden. Ursprünglich war hier ein ein natürlicher Höhenzug im Ortsteil Blankenfelde, dessen Name von der nahegelegenen Siedlung Berlin-Arkenberge abgeleitet wurde. Östlich dieser Siedlung entstand seit 1984 eine Bauschuttaufschüttung. Im Januar 2015 wurde festgestellt, dass deren Gipfel eine Höhe von 121,9 m ü. NHN erreichte und damit aktuell als höchste Erhebung im Land Berlin gilt.
Das Gebiet der Deponie und die beiden Tagebauseen entstanden noch Zeiten der alten DDR, als hier Kies abgebaut und Bauschutt aus dem Stadtumbau abgelagert wurde.
Seit 2001 wurde die Deponie in Arkenberge auf dem Stadtgebiet Berlin-Pankow von der Heim-Gruppe in Ulm aus der Insolvenzmasse des Treuhand-Unternehmens „Berliner Tief- und Verkehrsbau“ (ehemals VEB Tiefbaukombinat) erworben und im Betrieb weitergeführt.
Die Treuhand-Privatisierung fand nach Inkrafttreten des „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen in Berlin“ (Kreislaufwirtschafts-und Abfallgesetz Berlin –KrW-/AbfG Bln) am 21. Juli 1999 statt.
So ist in Pankow ein „privater Entsorgungsträger“ entstanden, der in der Bauabfallwirtschaft eine einzigartige Monopolstellung erlangte, die normalerweise vom öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger Land Berlin eingenommen wird.
Die Zukunft der Deponie „Arkenberge“ und die Pläne der Heim-Gruppe für einen „Freizeit- und Naturerlebnispark“ sind inzwischen umstritten.
Einer der Gründe: das Grundstück ist aus einer Treuhand-Privatisierung erworben worden. Der damalige Bürgermeister Eberhard Diepgen hat die Übernahme in öffentlich-rechtliche Hände verabsäumt.
Der Bauschutt stammt zudem überwiegend aus öffentlichen Bauvorhaben, und ist beim Wiederaufbau Ost-Berlins entstanden. Die Jubiläumsschrift „50 Jahre TB – 1949-1999“ zeigt einen eindrucksvollen Rückblick.
Im aktuellen TAGESSPIEGEL-Newsletter wird von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz angedeutet: „Ein Freizeitpark (Erlebnispark, Themenpark, Sportpark) als touristischer Anziehungspunkt ist nicht geplant.“
Der Pankower Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, Vollrad Kuhn hat zwar seit März 2018 einen Planentwurf der Heim-Gruppe vorliegen, stellt das Vorhaben aber auch in Frage.
Veränderte politische Prioritäten: Klimaschutz und Biodiversität
Die umwelt- und klimapolitischen Prioritäten haben sich auch in den letzten drei Jahren ganz erheblich verschoben. Mit der Ausrufung des „Klimanotstandes in Pankow“ und mit dem neuen Mobilitätsgesetz rücken Umwelt, Natur und Klimaschutz an die erste Stelle.
Die weltweite Übernutzung der Vielfalt der Biosphäre und Geosphäre durch menschliche Gesellschaften hat auch zur Entstehung gefährlicher, durch Tiere übertragener (Zoonosen verursachender) Ansteckungen geführt, wie z.B. menschliche Immunschwächeviren (HIV), Affen-Foamyviren (SFV), Tollwut, Malaria, Dengue-Fieber, Meningitis, u.a. . Auch Covid-19 und die Afrikanische Schweinepest und Vogelgrippe-Viren sind längst Boten einer existenziellen Krise.
Das wichtigste Thema ist noch nicht richtig im kommunalpolitischen Raum angekommen: Insektensterben und die schwindende Diversität der Biosphäre sorgen für neue Prioritäten! —„Artenreichtum und Biodiversität“ bekommen in den kommenden Dekaden Vorrang, um eine lebenwerte und gesunde Umwelt für Menschen zu erhalten.
Zielsetzung: „Artenreich Arkenberge“
Für den Pankower Norden könnte das Konzept „Artenreich Arkenberge“ ein neuer Weg sein, um Mensch und Biosphäre in ein neues Gleichgewicht zu bringen. Renaturierung, Schaffung von ökologischen Nischen und Ansiedlung bedrohter Tierarten können die neuen Ziele werden. Verbunden mit naturverträglichen Freizeitnutzungen, Schaugehegen und Lehrpfaden für Biodiversität und Naturschutz.
Die Flächen der Deponie Arkenberge und der umgebenden Naturflächen und die beiden Tagebauseen mit rund 85 Hektar müssen dazu künftig als Gemeingut gesichert und in öffentlich-rechtlichen Besitz überführt werden.
Das Land Berlin kann hier dauerhaft Naturausgleich voran stellen, und zugleich die Vorrangziele im Klimaschutz und Artenschutz mit Gesundheitsschutz und Naherholung verbinden!