Freitag, 29. März 2024
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Bessere Baustellen-Kommunikation angemahnt

Baustellenschild

In Berlin wurden die Bauaufsichtsämter der Bezirke kaputt gespart, zu wenige Mitarbeiter je Quadratkilometer und je Bauvorhaben sind im Einsatz. Die Bauaufsichten kommen nicht mehr nach. Zudem baut die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung selbst federführend „tempohomes“ und MUF´s – ohne ausreichende Baustellenkoordination. In Französisch Buchholz geht es aktuell auf der Elisabethaue drunter und drüber mit der Bauausführung. Eine zweite Baustellenzufahrt wurde gelegt, vermutlich ohne naturschutzrechtliche Genehmigung und mit direkten Verstoß gegen die Baumschutzverordnung, denn es wurden Bäume gefällt und umgefahren.

Eine Strafanzeige würde vermutlich die Baustellen-Kommunikation in Gang setzen, und die Sachverhalte vor Ort klären. Dazu kommen seit Wochen Staubprobleme, nicht angekündigte Schachtarbeiten und Baustellen-Lärm. Es ist kein Ausweis von Baukompetenz bei der Senatsbauverwaltung zu spüren – die nicht einmal in der Lage ist selbst herausgegebene Richtlinien einzuhalten, oder deren Überwachung an örtliche Bauleitungen zu beauftragen.

Auch die Berliner Verkehrslenkung (VLB) liegt im Argen. Die Baustellen-Kommunikation mit den Anliegern und die Aufstellung von Umleitungen und Hinweisschildern ist offensichtlich nur mangelhaft geregelt. Stadtweit ist das inzwischen ein Problem, weil die SPD-geführte Senatsverwaltung unter Andreas Geisel (SPD) offensichtlich bei der Bauvergabe keine ordentlichen Bauleitungsaufgaben mit vergibt und den bauausführenden Firmen nur Preise und Leistungen, aber keine Nebenpflichten zur Verkerhssicherung abverlangt.

Wirtschaft und Fachverband gehen an die Öffentlichkeit

Nun ist kurz der Wahl zum Abgeordnetenhaus die IHK-Berlin zusammen mit dem infrest – Infrastruktur eStrasse e.V. an die Öffentlichkeit gegangen, und stellt eine Checkliste zur besseren Kommunikation von Baustellen vor.

Der infrest – Infrastruktur eStrasse e.V. ist noch weitgehend unbekannt, doch er spielt künftig im Baugeschehen Berlins eine wichtige Schlüsselrolle als Betreiber des „Baustellen-Atlas“, der allen Baubeteiligten und Leitungsnetzbetreibern Vorgaben, Grabeverbote und „revisionssichere Auskünfte“ zu geplanten Bauvorhaben übermittelt – und Bauvorhaben im Untergrund koordiniert.

Der infrest e.V. ist ein Zusammenschluss von Berliner Verkehrs- und Leitungsbetrieben wie der Berliner Verkehrsbetriebe, der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg oder den Berliner Wasserbetrieben, die gemeinsam Lösungsvorschläge für die Verbesserung von Baustellen erarbeiten und umsetzen.

Baustellenabsperrung
Baustellenabsperrung mit Warnbake, Blinklicht und Absperrzaun

Berliner Handlungsempfehlung zur Baustellenkommunikation

„Berlin wächst. Und wo in die Zukunft der Stadt investiert wird, sind Staus, Verspätungen oder Umleitungen oftmals unausweichlich. Davon betroffen sind neben Anwohnern und Verkehrsteilnehmern vor allem Händler, Gastronomen und Dienstleister. Deshalb müssen Baustellen nicht nur besser koordiniert und Bauzeiten optimiert werden, sondern es bedarf auch einer guten öffentlichen Kommunikation. Die IHK Berlin hat gemeinsam mit dem infrest – Infrastruktur eStrasse e.V. die „Berliner Handlungsempfehlung zur Baustellenkommunikation“ erstellt.

Die heute vorgestellte Publikation ist Ratgeber und Checkliste zugleich für die Zeit vor und während einer Baumaßnahme – für die Bauherren ebenso wie für die Gewerbetreibenden vor Ort. Es geht um bessere Abstimmungen der Baumaßnahmen, rechtzeitige Informationen der Anlieger, transparente Bauabläufe bis hin zur Einrichtung einer Kinderbaustelle.

Melanie Bähr, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin: „Berlin wächst und investiert in seine Zukunft. Davon profitiert nicht nur die Bauwirtschaft als wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Vielmehr kommt eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur allen Bürgern zugute. Da sind Baustellen unausweichlich. Mit der vorliegenden Checkliste wollen wir zeigen, dass Baustellen durch die Akteure gut vorbereitet und kommuniziert werden können. Ziel muss es sein, die vorübergehenden wirtschaftlichen Belastungen für die Unternehmen so gering wie möglich zu halten.“

Jürgen Besler, Geschäftsführer des infrest e.V.: „Mit der Berliner Handlungsempfehlung zur Baustellenkommunikation wollen wir einen Beitrag leisten, dass Baumaßnahmen nicht nur für die Verkehrs- und Leitungsbetriebe zur Zufriedenheit ausgeführt werden, sondern dass im Rahmen des Möglichen die Einschränkungen für die betroffenen Unternehmen und Anwohner auf ein Mindestmaß reduziert werden können. Rechtzeitig geplant und richtig angewendet, können mit Kommunikations- und Marketingmaßnahmen viele Hindernisse von vornherein umschifft werden.“

Erster Praxistest für den neuen Leitfaden ist das Gebiet um und an der Bölschestraße im Treptow-Köpenicker Stadtteil Friedrichshagen. Bis 2018 wird es hier zahlreiche Baumaßnahmen von Verkehrs- und Leitungsbetrieben, u.a. den Berliner Wasserbetrieben, sowie seitens des Bezirks geben. Das jetzt startende Baustellenmarketing soll die Beeinträchtigungen für die lokale Wirtschaft, verringern. Die Kosten von rund 150.000 Euro werden durch europäische Fördermittel, den Bezirk, die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Verkehrsbetriebe sowie private Anlieger finanziert.

Dr. Joachim Reichert, Leiter Planung und Bau der Berliner Wasserbetriebe: „Große Baumaßnahmen wie an der Bölschestraße stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Kooperation und enge Abstimmung mit allen Akteuren und einer guten Kommunikation vor Ort aber auch viel Positives erreichen können. Daher beteiligen wir uns als Berliner Wasserbetriebe mit an der Kofinanzierung des dortigen Baustellenmarketings.“

Weitere Informationen:

Die Broschüre „Berliner Handlungsempfehlung zur Baustellenkommunikation“ gibt es zum Herunterladen als E-Book
unter www.ihk-berlin.de/baustellenkommunikation

Siehe auch:

Baustellen: Beeinträchtigungen & Belästigungen durch Staubemissionen | 14.7.2016 | Pankower Allgemeine Zeitung

m/s