/// Kommentar /// – Ausgerechnet am Freitag, dem „Dreizehnten“ wird ein neues Projekt gestartet, das mit Akronym und Namensgebung nur von Sozialpädagogen erfunden worden sein kann: „BENN – Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“. Ob der sich der Pankower Bürgermeister Sören Benn darüber freut, das kann man ihn persönlich fragen. Das neue berlinweite Projekt wird als „Das neue Integrationsmanagement „BENN – Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“ beschrieben, und soll laut Senatsverwaltung fürStadtentwicklung und Wohnen künftig an insgesamt 20 Standorten im Umfeld von großen Flüchtlingsunterkünften die Gemeinschaft im Kiez stärken und so den Geflüchteten die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtern.
In Buch ist das BENN Team im Umfeld der Unterkünfte für Geflüchtete in der Groscurthstraße, Wolfgang-Heinz-Straße und zukünftig im Lindenberger Weg tätig
Auch ein Projekt in Weißensee ist geplant, das noch im April starten soll und den Zusammenhalt und das gute Miteinander von neuen und alteingesessenen Nachbarinnen und Nachbarn im Umfeld der Unterkünfte für Geflüchtete in der Rennbahnstraße, Bühringstraße , Treskowstraße und Falkenberger Straße zu stärken.
Im Bürgerhaus Buch stehen in den nächsten vier Jahren für das Projekt „Sach- und Honorarmittel zur Unterstützung von Initiativen und Aktivitäten zur Verfügung, die den Zielen des Projekts entsprechen.“
In der Pressemitteilung des Bezirksamtes Pankow heißt es weiter: „Diese sind vor allem die Stärkung und Vernetzung von Nachbarschaften, proaktive Förderung von bürgerschaftlichem Engagement sowie die Integration von Geflüchteten. Da das Programm BENN beteiligungsorientiert arbeitet, ist sichergestellt, dass die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger sowie der Zugewanderten im Mittelpunkt stehen.“ Im Umkehrschluß bedeutet das wohl: nur wer sich beteiligt, kann sich mit seinen Bedürfnissen einbringen. Und nur wer eingeladen wird, ist Zielgruppe.
Die MitarbeiterInnen des Trägers wissen voraussichtlich wegen ihrer sozialpädagogischen Ausbildung, was die „tatsächlichen Bedürfnisse“ der Bürgerinnen und Bürger und Zugewanderten sind.
Die Pressemitteilung glänzt mit einem ausgefuchsten „Sozialmanagement-Fachchinesisch.“ Beispiel: „Das engagierte Vor-Ort-Team und die Ansprechpartner*innen von Senat und Bezirk“ – doch niemand wird persönlich benannt oder vorgestellt. Von Bürgerinnen und Bürger sowie der Zugewanderten war schon die Rede. Auch die Worte „strategisch, organisatorisch als auch finanziell“ verbreiten eine abstrakte hoffnungsbringende Botschaft. Abr ohne Gesichter und Personen klingt alles „blutleer und unpersönlich“!
Ein „Aktionsplan“ soll entwickelt werden, am 25. Mai 2018 gibt es eine Auftaktveranstaltung mit dem Thema „Markt der Möglichkeiten – Veränderung in Buch.“
Das aber war erst der Anfang: „Zudem wird zum Sommeranfang eine “aktivierende Befragung“ mit Buchern und Fachleuten durchgeführt, die helfen soll, die Stärken, Bedarfe und Probleme von Buch festzustellen. Ab Herbst 2018 wird ein inklusives Nachbarschaftsforum gegründet, in dem Vertreter*innen der Bewohner und Akteure in Buch die Möglichkeit haben, ihren Lebensraum sowie ihre Zukunft zusammen zu gestalten.“
Träger von BENN ist die 2005 gegründete Albatros – Lebensnetz gGmbH (HRB 98950 B) aus Reinickendorf (Berliner Str. 14, 13507 Berlin).
Unternehmensgegenstand (Vollzitat): „Die generationen- und zielgruppenübergreifende Förderung des öffentlichen Gesundheits- und Wohlfahrtswesens, der Kinder- und Jugendhilfe sowie Frauen- und Mädchenarbeit, insbesondere durch Information, Beratung und Hilfen in psychosozialen Krisen (z. B. durch die Einrichtung von Beratungsstellen für Menschen in Lebenskrisen, Schuldnerberatung sowie Ehe und Familienberatung); Schwangerschaftskonfliktberatung; Hilfe für Frauen (z. B. durch die Einrichtung von Frauenberatungsstellen, Zufluchtswohnungen und Qualifizierungsprojekten); Jugend und Erziehungshilfen (z. B. durch Vater-Mutter-Kind-Heime, begleitenden Umgang von Kindern und Angehörigen, Ambulante Hilfen zur Erziehung, Therapie für Kinder- und Jugendliche sowie aufsuchende Familientherapie); Aufbau und Betrieb von Kindertagesstätten und Horten, Vernetzung mit anderen therapeutischen Angeboten für Kinder und Angehörige (z. B. Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie und Beratung); Hilfe für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen; Selbsthilfe- und Nachbarschaftsarbeit ( z. B. durch die Einrichtung von Begegnungszentren und Hilfsangebote für Selbsthilfegruppen); Beschäftigung von langzeitarbeitslosen Menschen zu Qualifizierungszwecken.“
Die Albatros gGmbH entfaltet in Berlin-Buch ein ganzes Betreuungsnetz für psychosoziale Aufgaben, und ist im Bucher Bürgerhaus praktisch geschäftsführend vertreten, sodass man besser von einem „Träger- und Betreuungsträgerhaus“ sprechen kann.
Die Herausgabe des Bucher Boten als lokale Zeitung durch die Albatros gGmbH – und die hohe vierstellige monatliche Regelsubventionierung der Redaktion des Bucher Boten, rundet das Gesamtbild in Berlin-Buch ab. Vom „Betreuten Arbeiten, Wohnen und Nachbarschaften ist es nicht weit, bis zur „Betreuten Bürgergesellschaft“ in Buch und Karow.