Donnerstag, 18. April 2024
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Generative Eurobonds 5.0

Generative Eurobonds 5.0

/// Kolumne /// – In der nächsten Woche treffen sich die EU-Finanzminister, um über die Finanzpolitik der Europäischen Union zu beraten. Das zentrale Thema ist die unterschiedliche Verschuldung der EU-Länder und die mögliche Lockerung der Verschuldungskriterien. Zugleich muss eine Antwort auf die Disparitäten zwischen den hoch verschuldeten Staaten und den leistungsfähigen Staaten gefunden werden, die sich gegen einen höheren Finanzausgleich und eine Haftungsunion wehren.

Im Mittelpunkt der politischen Debatten steht der Begriff der Eurobonds:

Die Forderung: Eurobonds sollen bonitätsschwache Länder der EU finanziell unterstützen. Doch solche gemeinsamen Anleihen der Eurozone würden die Schulden vergemeinschaften. Der Euro und die gesamte Eurozone würden damit ihren Wert und ihre Bonität verschlechtern. Derartige Eurobonds sind keine gute Idee, denn der Euro steht auch selbst im weltweiten Wettbewerb mit US-Dollar und dem chinesischen Renminbi.

Alternativ gibt aber auch Anleihen, die in mehreren Ländern zum Kauf angeboten werden, um einem international agierenden Unternehmen ausländisches Kapital zu beschaffen. Diese „Eurobonds“ werden auch Euro-Markt-Anleihen genannt. Euro-Markt-Anleihen wären ein besserer Weg, ihr Volumen ist aber eher begrenzt.

Das größte Problem bei allen Anleihen: sie ziehen vor allem große Investoren an, die in großen Investitionssummen und kalkulierbaren Größen planen. Doch die Corona-Krise und die stürmische Digitalisierung beseitigen alle zukünftigen Planungssicherheiten:

– große Immobilien-Investments werden notleidend, wenn selbst große Konzerne ihre Mietzahlungen in Frage stellen müssen;

– große Investitionen entfalten vielfach keine volkswirtschaftliche Breitenwirkung, die etwa Wachstum und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und den Infrastrukturaubau antreiben.

Die EZB-Politik des „Quantitative Easing – QE“, der quantitativen Lockerung, hat überdies zu gewaltigen Vermögensverschiebungen geführt, und Investitionen in vermeintlich) sichere Immobilienwerte gefördert. Dies ist vor allem EU-Staaten mit intakter volkswirtschaftlicher Leistungsbilanz und vor allem Deutschland zugute gekommen. Doch die quantitaive Lockerung der EZB hat die Disparitäten in der EU weiter

Doch Immobilien-Investitionen werden entwertet, wenn Mietniveaus über ein vertretbares Maß steigen, und wenn Mieter selbst im weltweiten Wettbewerb unterliegen, und keine angemessenen Mieten mehr zahlen können.

Im Bereich Handelsimmobilien steht diese Entwicklung unmittelbar bevor. Die Konkurrenz des Online-Handels und der Corona-Lockdown sorgen bald auch bei den Immobilien-Investoren für notleidende Finanzierungen.

Eurozone und der Wettbewerb mit Mega-Staaten

Die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Europäischen Union steht heute auf dem Spiel. Vor allem schwächere Länder wie Italien und Griechenland sind heute wirtschaftliche Zielhäfen der chinesischen „Belts- and Roads“-Strategie. Auf neuen Seidenstraßen fahren heute Containerzüge zwischen Ostchina und Großbritannien, mit den Endpunkten Yiwu und London. Auch Bulgarien als Euro-Beitrittskandidat ist heute enger als je zuvor mit China verbunden. In Warschau befindet sich der größte Umschlagplatz und Großhandelsmarkt für chinesische Händler, die zunehmend auch in Westeuropa eigene Läden und Geschäfte eröffnen.

Bevölkerungsreiche Länder wie China, aber auch Indien, bringen in der Digitalisierung marktfähige Lösungen mit großer Skalierung hervor, die sich sehr schnell auf dem Weltmarkt durchsetzen können. Das Wachstum von TikTok und Alibaba-Express in Europa zeigt, wie schnell heute agiert werden kann. Auch scheint China die Corona-Krise schneller zu meistern, weil Fertigungskapazitäten ganz schnell umgestellt werden können, und heute die Versorgung der EU mit Schutzkleidung sicher stellen können.

Im Wettbewerb mit USA und vor allem China müssen auch deren Billonen-Programme und insbesondere die Finanzierung über die chinesischen Staatsfonds bedücksichtigt werden. Euro-Bonds sind im Vergleich ungeeignet, weil sie nur Kapitalmarkt-Instrumente sind, und nur über eine indirekte strategische volkswirtschaftliche Wirkung entfalten.
Im Wettbewerb mit strategischen von Staatsfonds finanzierten Firmenaufkäufern, Landkäufern und Infrastrukturinvestoren benötigt die Eurozone vergleichbare und wettbewerbfähige Instrumente, die auch „gelenkte strategische Realinvestitionen“ finanzieren.

Infobox: die weltgrößten Staatsfonds (Quelle: Sovereign Wealth Fund Institute)

1. Norwegen: Government Pension Fund
2. Vereinigte Arabische Emirate: Abu Dhabi Investment Authority
3. China Investment Corporation
4. Saudi-Arabien: SAMA Foreign Holdings
5. Kuwait: Kuwait Investment Authority
6. China: SAFE Investment Company
7. Hongkong: Hong Kong Monetary Authority Investment Portfolio
8. Singapur: Government of Singapore Investment Corporation
9. Katar: Qatar Investment Authority
10. China: National Social Security Fund

Generative Eurobonds 5.0 – ein disruptiver & syntegrativer Ausweg

Die kleinteilige mittelständische europäisch geprägte Wirtschaftsstruktur kann mangels nachhaltigen und revolvierenden Kapitalzugang vielfach nicht die möglichen Wachstumspotentiale entfalten. Anders als im Juncker-Plan, der begünstigte Kreditmargen nur in großen Tranchen ab 10 Mio. Euro über die EZB bereit stellte, muss eine anpassungsfähige, hoch flexible und zugleich nachhaltige Finanzierungsstruktur angeboten werden können.

Die Idee der Generativen Eurobonds 5.0 leitet bisher kapitalmarkt-orientierte Finanzierungsinstrumente in eine digitale Plattform-Finanzierungs-Ökonomie über.
Die Struktur der generativen Eurobonds 5.0 basiert auf einem grundlegenden Paradigmenwechsel:

Kredite und Investitionskapital werden künftig „geschichtet“ vor Ort in Kommunen und strukturschwachen Regionen bereit gestellt und eingesetzt.

Man kann sich Eurobonds 5.0 wie „Hamburger“ vorstellen:

Kommunen stellen Grundstücke bereit für 1 € plus Dauerpacht
EZB-Kredite & EU-Strukturförderkredite für Immobilien-Infrastruktur
Trägergesellschaft betreibt, entwickelt Gewerbeinfrastruktur
Kapitalgenossenschaft von KMU und Startups als Generalmieter
Gründer und KMU als Untermieter mit 8% Mietbonus pro Jahr
Innovationszentrum mit Branchenschwerpunkt
Co-Working und Co-Producing-Fertigungszellen anmietbar
Vermarktungs- und Vernetzungs-Gesellschaften als EWIV*
Integrierte Ausbildungs- und Trainingsstätten
weltweit vernetzte Satellitenstandorte und -Projekte.

Die Finanzierung der „Generativen Eurobonds 5.0“ kann auf viele Quellen gestellt werden. Auch Erbschaftssteuer-Instrumente könnten eingesetzt werden, um auch (alte) Vermögen in Kapital für den „Investitionsfall“ zu wandeln und bereit zu stellen. Die Verschuldung der Eurobonds 5.0 wird auf eine realwirtschaftliche Grundlage gestellt, die aus einer Vielzahl von Teilwerten besteht. Langfristigen Kommunalkredit, EZB-Finanzierung, Grundstückswert, Wachstumspotential und Arbeitsmarkteffekte sind indexierbar. Der größte Vorteil: für KMU und Gründer besteht eine flexible Vor-Ort-Finanzierungsflexibilität, die zudem den Aufbau von Eigenkapital in der Genossenschaft erlaubt.

Wettbewerbsfaktoren: Innovation, Synergiepotentiale und Effizienz

Die Eurobonds 5.0 können genutzt werden, um Kommunen und interkommunalen Netzwerken „Plattformökonomien“ in Gang zu setzen, die auf Innovation, Synergiepotentiale und Effizienz gegründet werden.
Eurobonds 5.0 können auf die interne Verzinsung innovativer Gewerbe- und Innovationsparks und auf Netzwerks- und Satelliten-Projekte abgestellt werden. Alle bestehenden EU-Förderinstrumente von GRW- und Infrastrukturförderung bis hin zur Branchen- und Innovations-Förderung und zum Europäischen Sozialfonds könnten nach Art von „Hamburgern“ geschichte und vor Ort orchestriert werden.
Die Erfolgsbasis wird dabei vor allem durch Stetigkeit, Flexibilität und Planungssicherheit und Good Governance und Management gelegt. Das Finanzierungsvolumen kann dabei auch überschaubar bleiben.
Im weltweiten Wettbewerb kann durch Synergien, Planungssicherheit, Innovation und Effizienz gepunktet werden. Nicht die Kapitalhöhe, sondern die Vielzahl interner und ständiger Finanzierungs- und Effizienzreserven wird künftig zum Erfolgsfaktor.

Mehr Informationen:
Eurobonds 5.0 sind ein zentrales Instrument einer innovativen „SmartCity x SmartCounty Strategie“, die an alle EU-Länder und Regionen anpassbar ist.
Ein White-Paper mit ersten Beispielprojekten wird am 27.4.2020 publiziert.

info@anzeigio.com