Zur CeBIT 2017 präsentierte im März das Partnerland Japan seine Vision der digitalen Zukunft – mit der größten Ausstellung ihrer Art in der CeBIT-Geschichte. Japans Regierung will mit dem Regierungsprogramm „Society 5.0“ nicht nur seine Wirtschaft fit für die Digitalisierung machen, sondern auch seine Gesellschaft dafür gewinnen: Das Programm liefert viele Argumente und konzptionelle Ansätze für positive Veränderungen, die durch eine zunehmende Digitalisierung möglich gemacht werden.
Japan hat damit eine klare Vision entwickelt, wie Wirtschaft und Gesellschaft den Weg in eine eine neue, supersmarte Gesellschaft, in die „Society 5.0“ voranscheiten sollen.
Japan präsentierte auf der CeBIT 2017 die neuesten Trends und Möglichkeiten der „digitalen Ökonomie“, kurz: d!conomy. Lösungsansätze, auch Gadgets, nützliche Technologien und Visionen wurden gezeigt. Der japanische Länderpavillon und die Ausstellungen in Hallen 4 und 12 waren mit einer Gesamtfläche von rund 7.200 Quadratmetern die größte Länderpräsentation in der Geschichte der CeBIT.
Als der japanische Premierminister Shinzo Abe und Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Welcome Night am 19. März in Halle 9 die CeBIT offiziell zu eröffneten, begann der CeBIT Japan Summit, der den Start für Japan auf dem Weg zur supersmarten Gesellschaft zeigt.
„Society 5.0 – eine andere Perspektive“
In Japan hat man ein entspanntes und z.T. verspieltes Verhältnis zu Technologien und Robotern. Das Land der beheizten Toilettenbrillen und der Kapselhotels ist sowohl für skurrile, als auch für bahnbrechende Entwicklungen und oft Weg weisende Hochtechnologien bekannt.
Die japanische Cerevo Incorporation gehört zu den Unternehmen, die auf breiter Front innovative Hightech-Gadgets entwickeln und vertreiben. Auf der CeBIT überraschen die Japaner unter anderem mit spacigen Virtual-Reality-Sandalen, aber auch mit einem maßgeschneiderten Rennrad der Extraklasse aus dem 3-D-Drucker und einem vorwitzigen kleinen Roboter. Das XON Orbitrec, ein custom-made Hightech-Bike aus dem 3-D-Drucker, gespickt mit Sensoren, die aus der Rennmaschine einen fahrenden Datenaufzeichner machen, ist dabei das Highlight, das die Stärken des „Internet of Things“ bestmöglich nutzt.
Die Mauern durchbrechen
Das Regierungsprogramm „Society 5.0“ formuliert Lösungsansätze für die zentralen Herausforderungen der japanischen Gesellschaft, insbesondere die zunehmende Überalterung der Gesellschaft, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen. Dazu müssen laut einem Thesenpapier des japanischen Industrieverbandes Keidanren „fünf Mauern durchbrochen“ werden, die gegenwärtig noch die Entwicklung des Landes zur „Society 5.0“ hemmen:
– die öffentliche Verwaltung,
– das Rechtssysstem,
– Wissenslücken in Sachen Digitalisierung,
– der Fachkräftemangel
– und die Akzeptanz der Bevölkerung.
Das Spannende: es sind die gleichen „Mauern“, die auch in Deutschland eine weitere positive Entwicklung hemmen.
Die gemeinsame, landesweite Vision von der Society 5.0 soll in Japan dafür sorgen, dass das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine einen höheren Stellenwert bekommt. Gleichzeitig sollen moralische, ethische und wirtschaftliche Aspekte der Digitalisierung in der Gesellschaft besser verankert werden.
Transformation der Gesellschaft
Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, schlägt der Verband den japanischen Unternehmen mehrere Maßnahmen vor. Dazu gehört die Unterstützung des mobilen Arbeitens und das Einbeziehen von Führungskräften in die Ausbildung, sowie die Diversifizierung der Arbeitskräfte. Von der Regierung wünscht sich der Verband staatliche Beihilfen für innovative Unternehmen und eine Anpassung der Rechtsprechung an die digitale Welt.
Plattform für cloudbasierte Konnektivität
Die Firma SORACOM wurde vor 2 Jahren von einem Team erfahrener Cloud- und Telekommunikationsspezialisten gegründet, um ein Kommunikationsnetzwerk für IoT-Innovatoren in allen Industriezweigen zu entwickeln, das die nötigen Werkzeuge für Verbindung, Sicherung, Kontrolle und Koordination leistungs- und kapazitätsstarker IoT-Implementierungen bereitstellt. Mit 5 000 Geschäftskunden, vom Startup über kleine und mittlere Unternehmen bis zu Blue-Chip-Unternehmen, ist SORACOM heute einer der wichtigsten IoT-/M2M-Innovatoren. Das Unternehmen ist in Tokio, Singapur, Kopenhagen und Palo Alto vertreten. SORACOM will IoT-/M2M-Innovatoren in aller Welt mit den Tools auszustatten, die sie für die Schaffung einer noch stärker vernetzten Welt brauchen. Dazu werden die technischen Barrieren für umfassende IoT/M2M-Lösungen durch Cloud-basierte Konnektivität beseitigen. Zugleich wird eine hoch entwickelte, aber sehr kostengünstige Plattform geboten, die die digitale Ökonomie kalkulierbar macht.
Hitachi präsentiert einen alltagstauglichen Roboter
Hitachi-Chef Toshiaki Higashihara präsentierte zur CeBIT ein lasergesteuertes Trackingsystem, das die Bewegungsmuster von Menschen und Maschinen eigentsändig erkennt, aufzeichnet und analysiert. Die auf diese Weise anonym gesammelten und ausgewerteten Daten sollen dabei helfen, zukünftig Verkehrsströme in Echtzeit zu lenken und auf weniger frequentierte Routen umzulenken. Insbesondere bei Veranstaltungen mit großen Menschenansammlungen kann dieses System entscheidend dazu beitragen, gefährliche Zuspitzungen in bestimmten Bereichen rechtzeitig zu erkennen und so zu vermeiden. Damit solche Katastrophen wie bei der Love Parade in Duisburg bald endgültig der Vergangenheit angehören.
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Der Umgang mit dem kleinen Roboter ist alles Andere als eine Schreckensvision. Die geringe Größe und die Abmessungen wirken wie ein „Kindchen-Schema“ – und sorgen sogar für eine besondere Attraktivität und Beliebheit der kleinen Helfer. Die Mensch-Roboter-Kooperation in der „Society 5.0“ eröffnet jedenfalls interessante neue und ernstzunehmende Perspektiven.
Weitere Informationen:
i-SCOOP: From Industry 4.0 to Society 5.0: the big societal transformation plan of Japan
Report on The 5 Science and Technology Basic Plan – PDF-Link