Weltweit werden jährlich vier bis fünf Millionen Tonnen Titandioxid produziert, das IV-wertige Oxid des Titans. Es ist ein Weißpigment mit weiten Verwendungsmöglichkeiten. In Lacken und Anstrichen, gefolgt von Kunststoffeinfärbungen und Laminatpapieren wird Titandioxid verwendet. Auch farbige Produkte enthalten Weißpigmente, um ein hohes Deckvermögen der Farben zu erreichen. Titandioxid ist chemisch stabil, ungiftig und sogar unter der Kennzeichnung E 171 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. E 171 ist beispielsweise in Zahnpasta, Kaugummis und Hustenbonbons und in Mozzarella-Käse anzutreffen.
Die Hersteller und ihre TDMA – Titanium Dioxide Manufacturers Association sind nach wie vor vom der Ungiftigkeit von Titandioxd überzeugt: „Es ist als TiO2 oder in Lebensmitteln als Lebensmittelfarbstoff E171 bekannt und entspricht den geltenden europäischen Rechtsvorschriften, das bedeutet, es enthält keine Stoffe, die als gefährlich für den Verbraucher angesehen werden.“
Seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wird Titandioxid auch zur Aufhellung von Mozzarellakäse eingesetzt. Frank V. Kosikowski und David P. Brown vom Department of Food Science, der Cornell University in Ithaca, New York, empfahlen die Verwendung:
„Titanium dioxide, in a range of approximately 0.02 to 0.05% by weight of milk, introduced into milk for Mozzarella cheese to improve color qualities showed uniform whitening without adverse effects on texture or flavor. The larger amount of pigment may be required only with highfat Jersey or Guernsey milk, obtained in late spring and early summer when carotene levels are at a maximum; for most blended cheese milk, levels as low as 0.025% appear satisfactoy in giving Mozzarella cheese a uniform, white, satiny appearance.“
Der Zusatzstoff E171 besteht aus Nanopartikeln und für Beurteilung als mögliche Gesundheitsgefahr reicht die rein chemische Beurteilung der Hersteller nicht aus. Denn Titandioxid-Nanopartikel interagieren im menschlichen Darm mit Darmbakterien und haben damit auch Einfluß auf die Darmgesundheit.
Forscher der Universität Sidney um Professor Wojciech Chrzanowski haben die Wirkungen von E 171 auf die Darmgesundheit untersucht und alarmierende Ergebnisse publiziert: „Titanium dioxide nanoparticles E171 may impact human health„.
Der biologisch-biochemische Wirkmechanismus: Die Forscher untersuchten die Auswirkungen von Titandioxid auf die Darmgesundheit bei Mäusen. Dabei zeigte sich, dass die Nanopartikel die Zusammensetzung der Darmmikrobiota verändern und die Bakterienaktivität beeinflussen. Es entsteht ein unerwünschter Biofilm mit Bakterien, die zusammenkleben und unter dem Verdacht stehen, Darmkrebs auszulösen.
In der Zeitschrift Frontiers in Nutrition wurden die alarmierenden Forschungsergebnisse von australischen Forschergruppen jüngt publiziert: „Impact of the Food Additive Titanium Dioxide (E171) on Gut Microbiota-Host Interaction“ (Front. Nutr., 14 May 2019).
Prof. Gerhard Rogler vom Universitätspital Zürich warnte schon 2017 vor der Verwendung von E171. Der Gastroenterologe und Hepatologe hatte mit seinen Medizinern nachgewiesen, dass E171 Darmerkrankungen verschlimmert(siehe Video: UZH).
Nanopartikel – eine latente Gesundheitsgefahr?
Nanopartikel werden heute häufig in Medikamenten, Lebensmitteln, Kleidung verwendet. Die möglichen Auswirkungen – insbesondere die langfristigen Folgen – sind noch wenig bekannt. Doch es mehren sich ähnlich wie beim Titandioxid Verdachtsursachen. Die Liste der Krankheiten, mit denen sie in Verbindung gebracht werden, ist lang: Demenz, Autoimmunerkrankungen, Krebs, Ekzeme, Asthma und Autismus gehören dazu.
Frankreich hat E 171 verboten – noch kein Verbot in Deutschland geplant
Frankreich hat sich am 17.April 2019 für ein Verbot des Zusatzstoffs E171 ab dem 1. Januar 2020 entschieden. Die Regierung beruft sich damit auf Studien, die den Stoff als möglicherweise krebserregend einstufen:
„MINISTERE DE LA TRANSITION ECOLOGIQUE ET SOLIDAIRE & MINISTERE DE L ’E CONOMIE ET DES FINANCES: „Dioxyde de titane : l’additif E171 sera interdit dans les denrées alimentaires à partir du 1 er janvier 2020“ .
Die Verwendung von Titandioxid hat in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen. Obwohl Studien nahelegen, dass E171 Krebs fördern kann, bleibt der Stoff in Deutschland weiter zugelassen. Anders als in Frankreich ist noch kein Verbot geplant.
Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit untersteht dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Ministerin Julia Klöckner (CDU) muss sich nun neben der Reduzierung von Zucker und Fetten in der Nahrung auch um das Thema Titandioxid und Nanopartikel kümmern. Mozzarella ist dabei vermutlich nur die Spitze des Nanopartikel-Berges in unserer Nahrung, wenn man den Verwendungsformen von E 171 nachspürt: https://de.openfoodfacts.org.