/// Glosse /// – Die Berliner Bevölkerung, Touristen- und Gästezahlen wachsen, BVG und S-Bahn kommen mit der Fahrgast-Nachfrage kaum noch mit. Überfüllte Busse und Bahnen, Schienenersatzverkehr und einzelne bis zur Kapazitätsgrenze belastete Linien im dichten Verkehrsnetz sorgen für immer mehr Mißbehagen. Aus „Wir lieben Dich!“ wird inzwischen „Bedränge Deinen Nächsten“ – aber trete dabei nicht auf die Füße! Streß pur im Berufsverkehr auf der U2. Überfüllte Linienbusse, abgewiesene Mütter mit Kleinkindern in der Kälte. Gehbehinderte mit Rollatoren, die im Gedränge untergehen, und verzweifelt auf den nächsten Bus warten.
Eines ist klar: so kann es nicht auf Dauer weitergehen! Verkehrspolitik ist gefragt! Genauer: eein Strategiewechsel zu einer intelligenten Verkehrspolitik!
Die Krise in der Führungsebene der Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz dauert leider noch eine ganze Weile an, weil wichtige Führungspositionen unbesetzt sind. Auch die höchst bedauerliche Erkrankung und Personalrochade des wichtigen Verkehrsexperten und Staatssekretär a.D. Jens-Holger Kirchner engt knappe politische Handlungsspielräume ein.
Aber was heißt übrhaupt „intelligente Verkehrspolitik!“ in der Hauptstadt der sitzenden Arbeit? Haben wir nicht trotz vieler Verschleißprobleme und Investitionsrückstände immer noch eines der besten Verkehrssysteme der Welt?
Muß vielleicht die Auslastung der Verkehrsmittel genauer unter die Luße genommen werden? Muß in der Bundeshauptstadt der „sitzenden Büroarbeit“ auch intelligent über Bürozeiten nachgedacht werden? Hat das Berliner Verkehrssystem womöglich gar kein Kapazitätsproblem, sondern ein „Frühaufsteh“-Problem?
Jeder kann es täglich in Bussen und Bahnen beobachten: Steht man früh genug auf, bekommt man beqem Platz, und trifft vor allem Fahrgäste aus Bauberufen und anderen Frühaufsteher-Branchen. Voll wird es erst, wenn die üblichen Bürozeiten herannahen. Offenbar verabredet sich die überwiegende Zahl der Berufspendler, immer zur gleichen Zeit die gleichen Busse und Bahnen zu benutzen. Kein Politiker traut sich, das zu kritisieren! Keine Verkehrsenatorin, die den Finger in die Wunde legt. Und kein BVG-Vorstand, der auf intelligente Entlastung sinnt, weil sonst der Handlungsdruck auf die Politik sinkt.
Naheliegende Ideen werden so ausgeblendet:
„Was wäre, wenn es eine „Frühaufsteher-Monatskarte“ mit Preisnachlass gibt?
Fahrkarten-Automaten könnten schnell umgerüstet werden, und eine zeitgebundenen Bonus-Karte ausgeben. Auch Frühaufsteher-Verkehrsmnachrichten könnten helfen, die statt Störmeldungen „Einladungen zum pünktlichen Fahrbetrieb“ verbreiten. Und sogar „Coffee-to-sit“ in Trams und Bahnen wäre plötzlich eine Option. Weniger Stress, mehr Pünktlichkeit und mehr Gesundheitsschutz im Berufsalltag – auch Arbeitnehmer und Arbeitgeber können davon profitieren.