Kaufhof und Karstadt stehen unmittelbar vor einer Fusion. Die in Schwierigkeiten befindliche kanadische Hudson’s Bay Company (HBC) hatte Kaufhof 2015 für über sieben Milliarden € übernommen, und sich dabei selbst offenbar übernommen. Erneut gerät ein einst stabiler Kaufhauskonzern in die Krise. Erinnerungen werden wach, an das Wirken von Thomas Middelhoff (63) bei Arcandor (Karstadt) und an die nachfolgende Herrschaft des zeitweiligen Karstadt-Eigentümers Nicolas Berggruen. Die HBC ist offenbar mit dem europäisch geprägten Markt nicht zurecht gekommen. Die finanzierenden Banken haben offenbar das Vertrauen verloren und auf einen Zusammemschluß mit den erfolgreichen Karstadt-Sanierern der neuen österreichische Karstadt-Eigentümer Signa gedrängt.
Nun soll es ganz schnell gehen. Schon ab 15. September soll die Fusion wirksam werden. Der kanadischen Konzern Hudson’s Bay Company (HBC) wird sich aus dem operativen Geschäft in den Aufsichtsrat zurück ziehen.
Mit der Fusion entsteht der zweitgrößte Warenhauskonzern Europas mit mehr als 30 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund etwa fünf Milliarden Euro. An der Spitze steht das spanischen Unternehmen El Corte Inglés mit mehr als dem doppelten Umsatz.
Dem neu entstehenden Gemeinschaftsunternehmen gehören insgesamt 175 Karstadt und Kaufhof-Filialen in Deutschland. Dazu zählen 28 Karstadt-Sports-Läden, und ein neu aufgestellter Onlineshop karstadt.de, sowie 16 Galeria-Inno-Filialen von Kaufhof in Belgien.
In den Niederlanden kommen 13 Kaufhäuser des Kaufhof-Eigentümers HBC dazu, sowie acht Markendiscounter Saks off 5th in Deutschland und den Niederlanden.
Nach der Fusion entsteht eine „Europäischen Warenhaus AG“, die in in drei europäischen Ländern vertreten ist. Die künftige Strategie wird damit europäisch ausgerichtet werden. Ob die beiden Traditionsmarken Karstadt und Galeria Kaufhof erhalten bleiben, steht noch nicht fest.
Die erfolgreiche Karstadt-Sanierung und die seit 1881 bestehende Marke sprechen dafür, den Wert der langen Kaufhaus-Tradition zu erhalten.
Für rund 5.000 Arbeitsplätze bei Kaufhof droht jedoch Gefahr: viele Mitarbeiter werden in Sanierungsgesellschaften ausgelagert. Ob Stephan Fanderl als erfolgreicher Sanierern von Karstadt die neue Herausforderung der Fusion bewältigt, ist nicht garantiert.
Denn eine neue Gefahr für den stationären Einzelhandel baut ich in den großen Logistikzentren vor der Stadt auf: eCommerce wird vom Fernabsatzkanal zum „Regional-Absatzkanal“ für viele Markenprodukte.