In Pankow werden die Schulgrundstücke knapp. Jahrelange Verzögerungen in der Stadtplanung am Pankower Tor haben die Lage noch verschärft. Dr. Torsten Kühne (CDU), Leiter der Abteilung Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit des Bezirksamts Pankow, hat die Notlage noch aus der Amtszeit von Bürgermeister Mathias Köhne (SPD) geerbt, und muss nun auf potentiell bebaubare landeseigene Grundstücke zugreifen, die als Grünflächen mit kleingärtnerischer Nutzung belegt sind.
Die vorbildliche Kleingartenanlage Bornholm II e.V. soll nun herhalten, und einen Turnhallen-Standort frei machen, um Versäumnisse der Pankower Stadtentwicklungspolitik zu heilen.
Die Debatte um das Grundstück an der Bornholmer Straße geht schon drei Jahre, ein anderer Standort kommt nicht mehr in Frage. Die Kleingärtner haben deshalb nach innovativen Kompromißlösungen gesucht.
Der Bau einer „grünen Turnhalle“ scheint eine gute Lösung zu sein. Der Vorschlag wurde in einer professionellen Visualisierung vorgezeigt. Gemeinsam mit Architekten und Stadtplanern unter den Gärtnern wurde ein Konzept erarbeitet, das den durch einen Neubau zu erwartenden Verlust in der Leistung der Grünfläche als CO2-Senke kompensieren könnte. Dabei entsteht auch ein neuer Typ Turnhalle, den Landschaftsarchitekt Axel Klapka entworfen hat, der auch vorliegende kommunalpolitische Konzepte dabei integriert hat, die den Bodenverbrauch von ca. 3000 m² fruchtbaren Boden kompensieren.
Danach soll auf dem Dach der Turnhalle eine von Gärtnern zu nutzende Anbaufläche entstehen. Begrünte Wände können einerseits als Feinstaubfilter, andererseits als „essbare Stadt“ mit entsprechenden Rankgewächsen wie Stangenbohnen, Bauernkiwi oder Kapuzinerkresse nützlich sein.
Der Projektvorschlag wurde von vielen Politikern und Institutionen, u.a. vom BUND, der Berliner Regenwasser Agentur, und dem Green Roof Lab begeistert aufgenommen. Der verantwortliche Schulbau-Stadtrat Dr. Torsten Kühne hat den Vorschlag der „grünen Turnhalle“ jedoch aus Kostengründen abgelehnt.
Bautechnisch erfordert ein Dachgarten sehr viel höhere Dachlast-Tragfähigkeiten und eine umlaufende Absturz-Sicherung in Form eines Geländers. Das würde eine massive Baukonstruktion erfordern, mit höheren siebenstelligen Baukosten.
In jedem Fall muss auch eine CO2-sparende massive Bauweise geplant werden, denn die Herstellung von Beton sorgt derzeit weltweit für rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.
Andererseits muss auf den Klimawandel und die sommerliche Überhitzung der Stadt reagiert werden. Ein bewässertes und begrüntes Dach ist auch Kühlfläche.
Das stärkste Argument ist sicher die Berücksichtigung der Klimanotlage, die höhere finanzielle Aufwendungen zum Klima- und Umweltausgleich und zum Nahrungsanbau in der Stadt rechtfertigt. Auch die Nutzung als Versuchs-, Lehr- und Schulgarten spricht für ein Pilotprojekt.
Der vierköpfige Vorstand der der KGA Bornholm II, mit Edwin Damrose, Torsten Löhn, Christiane Unger und Alisa Wessel wendet sich nun mit einem „Offenen Brief“ an Senatorin Frau Regine Günther, in dem um Unterstützung für den Projektvorschlag „Grüne Turnhalle Pankow“ gebeten wird:
„Für den Bau einer Turnhalle auf dem Gelände unserer Gartenkolonie fordern wir eine neue Art, zu bauen, weil wir der Auffassung sind, dass neben der Anerkennung einer Klimanotlage in Berlin und der Bildung von Klimakommissionen sehr rasch konkrete Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität erfolgen müssen.“
Bautechnisch wäre ein Pilotprojekt „Grüne Turnhalle Pankow“ auch Vorbildprojekt für andere Bildungsbauten in Berlin.
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