Freitag, 08. November 2024
Home > Aktuell > Masterplan Wasserwirtschaft „Oder-Havel-Elbe-Spree“

Masterplan Wasserwirtschaft „Oder-Havel-Elbe-Spree“

Spree im Abendrot

Von Michael Springer

Mit dem fortschreitenden Klimawandel verändern sich grundlegende Parameter im Landschaftshaushalt der Metropolenregion Berlin-Brandenburg. Der von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz bearbeitete „Masterplan Wasserwirtschaft“ beschreibt die bereits bestehenden Herausforderungen und mögliche Gegenstrategien.

Insgesamt gibt es bereits ein strategisches Wasserdefizit und eine durch hohe Verdunstung im Sommer und hohe Wasserentnahme geprägte Wasserbilanz, die auf Dauer nicht durch kleinteilige Maßnahmen ausbalanciert werden kann.

Der von der Abteilung „Integrativer Umweltschutz“ erarbeitete Masterplan Wasserwirtschaft ist ein erster Entwurf, der viele wichtige Teilstrategien beschreibt.

Die von der Stiftung Zukunft Berlin ins Leben gerufene Initiative www.wasser-bewegt-berlin.de fokussiert auf die „Ressource Wasser“ und die „Metropolenregion Berlin-Brandenburg,“ und verengt den Blick auf die Akteurs- und Investitionsinteressen in Berlin und die Zukunftssicherung der Hauptstadt. Das 25. Stadtgespräch „Wasser bewegt Berlin“ am 4.April 2022 befasste sich daher auch zu sehr mit dem Thema „Wassersparen“, wie die taz am nächsten Tag glossierte: „Trinkt mehr Abwasser!.“

Wichtige Weichenstellungen, wie die Gründung der Regenwasseragentur und die Umsetzung der Konzepte der „Schwammstadt Berlin“ sind bereits erfolgt. Das CityLab-Projekt www.giessdenkiez.de ist dabei ein unrealistischer Versuch, einen Ausgleich zwischen dem Wasserbedarf von Straßenbäumen und den ehrenamtlichen Muskelkräften engagierter Bürger herzustellen. In Berlin werden schon seit fast drei Jahren mehr vertrocknete und abgestorbene Bäume gefällt, als durch Bürgerinitiative durch die Dürre gerettet werden.

Der Masterplan Wasser Berlin weist bereits auf notwendige überregionale Problemlösungen hin, und empfiehlt ein: „Ausloten der Potentiale eines Wasserversorger-Verbundsystems Berlin-Umland“ und die Prüfung von Möglichkeiten einer Fernwasserversorgung. Letztlich wird auch eine „Nationale Wasserstrategie“ gefordert.

Ein viel größerer Perspektivwechsel wird aber notwendig, der sich auf übergreifende wasserwirtschaftliche Fragen richtet, und die künftige Landschafts- und Stadtentwicklung in den Wassereinzugsgebieten von Oder, Havel, Elbe und Spree in vier Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, sowie unserem Nachbarland Polen richten muss. Wenigstens 50 Städte und viele ländliche Siedlungsbereiche in den Wassereinzugsgebieten der vier Flüsse konkurrieren um die Wasserressourcen.

Die durch heutige Ländergrenzen, Wirtschaftsförderungsprogrammen und Regionalpläne geprägten politischen Planungsperspektiven werden sich in der Gesamtschau als nicht ausreichend erweisen, um ganzheitliche, nachhaltige und zukunftsfähige Wasserhaushalts-Strategien zu erarbeiten.

Insbesondere die Investitions- und Umstrukturierungshilfen für die „Kohleregion Lausitz“ müssen im neuen Licht betrachtet werden, denn es sind zu einem großen Teil „Investitionen in einen neuen Landschafts- und Wasserhaushalt“ — mit beachtlichen Zukunftschancen in Tourismuswirtschaft, Stadt- und Landschaftsentwicklung und strategischer Wirtschaftsentwicklung in High-Tech-Branchen.

Der Fall der Tesla-Fabrik in Grünheide zeigt: in der gesamten Wasserwirtschaft muss eine auf 50-100 Jahre ausgerichtete Planungsperpektive und Versorgungssicherheit geschaffen werden.

Eine länderübergreifende nationale Kraftanstrengung für einen Masterplan Wasserwirtschaft „Oder-Havel-Elbe-Spree“ ist erforderlich, um den Klimawandel und die nutzbaren wasserwirtschaftlichen Potentiale und landschaftliche Potentiale zu sichern.

Eine ähnliche Herausforderung wurde schon einmal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im Freistaat Bayern bewältigt, um der Wasserausgleich zwischen dem wasserarmen Nordbayern und dem wasserreichen Einzugsgebiet der Donau in Südbayern zu schaffen.

Nach ersten Planungen 1942 ist zwischen dem Jahr 1970 bis zum Sommer des Jahres 2000 das Fränkische Seenland entstanden. Der Große Brombachsee mit über 8,7 Quadratkilometer Wasserfläche und sechs weiteren Seen schaffen die Speichermöglichkeiten zur Aufnahme der Altmühl-Hochwässer und veränderten den gesamten mittelfänkischen Landschaftsraum. Insgesamt entstanden mit sieben große Seen mit rund 20 Quadratkilometern Wasserflächen, die heute Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung Nordbayerns – insbesondere in der Metropolregion Nürnberg sichern und nachhaltig stabilisieren.

Ein Masterplan Wasserwirtschaft „Oder-Havel-Elbe-Spree“ ist geignet, um notwendige Gesamtplanungen und wirtschafts- und energiepolitische Weichenstellungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen und bei unseren EU-Nachbarn in Polen zu koordinieren, und in nachhaltige Zukunftssicherung zu investieren — und die Nationale Wasserstrategie räumlich zu konkretisieren.
Die Lausitzer Seenlandschaft kann damit wichtige Funktionen in der Sicherung des Wasserhaushalts in ganz Ostdeutschland zusätzlich übernehmen, die alle wirtschaftlichen Perspektiven insgesamt weiter verbessern.


Weitere Informationen:

Masterplan Wasser Berlin | Zwischenbericht zum Stand der Erarbeitung | Stand: 24.06.2021

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV):

Nationale Wasserstrategie

Kernbotschaften, Ergebnisse und Dokumentation des Nationalen Wasserdialogs

Abschlussdokument des Nationalen Wasserdialogs


Einfach.SmartCity.Machen: Berlin! — Wasser, Wasserwirtschaft und wasserwirtschaftliche Themen und Stadt-Land-Zukunftsthemen stehen auf dem Themenplan des Mediennetzwerk Berlin. Allgemeinwohl und langfristige volkswirtschaftliche Perspektiven der offenen interkulturellen Gesellschaft sind dabei im Blick. Zukunftsfelder für alle Bürger und Akteure werden übergreifend identifiziert. Gastbeiträge und visionäre neue Entwürfe zu einem Masterplan Wasserwirtschaft „Oder-Havel-Elbe-Spree“ sind gefragt.
Kontakt: redaktion@pankower-allgemeine-zeitung.de