MEEDIA – der Onlinebranchendienst der Verlagsgruppe Handelsblatt zu Medienthemen – berichtet aktuell die neuesten Zahlen der IVW-Analyse der 78 größten deutschen Regionalzeitungen. Die Zahlen sind dramatisch: „Zwischen 10,2% und 12,4% büßten vier der fünf Berliner Tageszeitungen im dritten Quartal – verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2015 – ein. Für den Berliner Kurier ging es um 10,2% nach unten, die Berliner Morgenpost verlor 11,0%, die B.Z. 11,5% und die Berliner Zeitung, für die aktuell offenbar eine radikale Notbremse geplant wird, sogar 12,4%. Wohlgemerkt: Das sind die reinen Verluste bei bezahlten Abos und Verkäufen im Einzelhandel – ohne Bordexemplare oder sonstige Verkäufe. Mit einem Minus von 4,9% relativ glimpflich davon gekommen ist in Berlin einzig Der Tagesspiegel“ (Jens Schröder | 21.10.2016 | MEEDIA.de).
Zuvor war bereits die IVW-Blitzanalyse zu den Käuferzahlen der großen überregionalen Tages- und Wochenzeitungen veröffentlicht worden, die einen ebenso dramatische Rückgang der Käufer- und Abo-Zahlen verzeichnet (Jens Schröder | 20.10.2016 | MEEDIA.de). BILD verzeichnet einen Rückgang um 12,2 Prozent, DIE WELT und Welt kompakt sind ebenfalls um 10,8% geschrumpft. Auch taz und Neues Deutschland sind auf Schrumpfkurs mit einem Minus von 5,9% und 9,3%.
Zeitungskrise mit vielfältigen Ursachen
Das Krise der gedruckten Zeitung setzt sich weiter fort und ist inzwischen wohl als Systemkrise zu bezeichnen. Die Zeitungsverlage geraten in der laufenden digitalen und mobilen Revolution in eine auswegslose Falle: angesichts qualitativ hochwertiger Online-Präsenzen ist jede gedruckte Zeitung zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits veraltet. Die immer dichtere Nachrichtenfolge und kurze Timelines der Online-Medien lassen beim Zeitungskäufer ein Gefühl von Vergeblichkeit aufkommen.
Doch es gibt noch weitere Ursachen: vor allem die ältere Leserschaft gerät aufgrund gestiegener Wohnkosten in Konflikte zwischen GEZ-Gebührenpflicht und freiwilligen Abo-Zahlungen.
Die Zeitungsverlegen haben bisher offenbar nicht erkannt: Zeitungen werden Opfer neuer Marktmechanismen und staatlicher Regulierung. Mit der Einführung der GEZ-Gebühren ist der Medienmarkt nun praktisch zwischen Geschäftsmodellen mit Arbeitsplatzgarantie und freien Geschäftsmodellen gespalten.
Nicht zu Letzt: Generationenwandel und Sprachwandel sorgen für den Schwund klassischer Zeitungs-Abonnenten.
Online-Medien im Dauerkampf
Auch bei den Online-Medien wird um stabile Geschäftsmodelle gerungen. Die zunehmenden Nutzung von Smartphones sorgt zudem für die Dekonstruktion bisheriger Geschäftsmodelle der Online-Werbung.
Adblocker und Tracker sorgen für einen Preisverfall bei Online-Werbung. Verändertes Kommunikationsverhalten überwiegt inzwischen deutlich das reine Lese-Verhalten. Ferner gibt es eine enorme Zunahme von Streaming- und Videostreaming-Diensten, die Nutzer in den Bann ziehen.
Der Medienwandel ist nun immerwährendes Dauerthema geworden – und hinter den Kulissen läuft die Jagd nach neuen Geschäftsmodellen. Ein grundlegender Systemwechsel liegt längst in der Luft, bei dem Internetmedien die gute alte Zeitung besiegen und obsolet machen.
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Stichwort: Medienwandel und neue Geschäftsmodelle. Chancen & Auswege
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