Ein Spaziergang in Marienfelder Freizeitpark brachte uns wieder neue Entdeckungen. Auf dem Weg hoch zum Aussichtspunkt über die Stadt, begegneten wir einem kleinen aber auffälligen Insekt: schwarz mit roten Flecken. Zuerst dachten wir an eine große exotische Fliege. Aber nein beim Nachforschen enttarnten wir das Insekt als seltenen Schmetterling.
Es war ein Widderchen, genauer ein Sechsfleck-Widderchen, lateinisch: Zygaenidae filipendulae, ein Schmetterling aus der Familie der Nachtfalter. Obwohl ein Nachtfalter, ist es anders als Artgenossen eher tagsüber aktiv. Seine ungewöhnliche Färbung verdankt ihm auch den Namen ‚Blutströpfchen‘, was eigentlich viel besser zu ihm passt.
Das kleine Insekt hat nur eine Flügelspannweite von bis zu 38 Millimetern. Auch das Widderchen in Marienfelde passte in diese Größenordnung.
Weltweit gibt es über 1000 Arten dieser Spezies, der Lebensraum reicht von den Tropen bis hin zur Paläarktis. In Mitteleuropa sind bisher 24 Arten des Zygaenidae bekannt.
Trotz ihres (menschengemachten) Spitznamens ‚Blutströpfchen‘ haben die Widderchen nichts mit Blutsaugen und Vampiervorstellungen zu tun. Ihre Lieblingsspeise ist Blütennektar, den sie mit ihren zierlichen Rüsselchen aufsaugen. Besonders der Nektar von violetten Blüten ist ihr Leibgericht. Die Raupen ernähren sich dagegen vorwiegend von Hornklee.
Rot-schwarz signalisiert in der Natur Giftigkeit und bietet einen Schutz vor Fressfeinden. Tatsächlich erzeugen Widderchen auch cyanogene Glycoside und können bei Gefahr auch Blausäure freisetzen.
Heute sind viele Widderchenarten in ihrem Lebensraum gefährdet. Besonders die intensive Landwirtschaft und die Verbreitung von Stickstoffdünger gefährden ihre Art. Die Raupen von Widderchen benötigen nährstoffarme Wiesen, um sich entwickeln zu können. Sterben diese aus, zieht das auch einen Rückgang der selten gewordenen Schmetterlinge nach sich.
Nicht zuletzt wirkt sich auch der Klimawandel auf die Population der Zygaenidae aus. Wie viele Insekten haben sie eine hohe Sensibilität gegenüber Umweltveränderungen.
Widderchen sind besondere Indikatoren für die Umweltqualität, da sie eine geringe Flugaktivität besitzen und besonders anfällig für Habitatveränderungen sind. In vielen Regionen Deutschlands ist ein alarmierender Bestandrückgang zu verzeichnen.
Weitere Informationen:
Das Bundesamt für Naturschutz publiziet seit zirka 40 Jahren die Roten Listen der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze und betreibt auch eine Artensuchmaschine: www.rote-liste-zentrum.de
Iin Hessen hat die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Lepidopterologen im Auftrag der Stiftung Hessischer Naturschutz viele Arten des Widderchens schon 1995 auf die Rote Liste gesetzt.
www.hlnug.de
Das Helmholz-Institut für Umweltforschung hat für Interessierte einen PDF-Flyer kreiert, der bei der Bestimmung des hübschen Falters hilft: www.ufz.de/Widderchen_Bestimmung.pdf